Aus dem Verband

Auftakt mit Licht und Schatten

Deutschland hat den Einstieg in die Verkehrswende auch 2016 nicht geschafft. Über die Gründe und mögliche Perspektiven diskutierten die Teilnehmer des VDV-Verbandsbeirates Ende Januar in Berlin.

Trotz eines neuen Fahrgastrekords im zurückliegenden Jahr liegt der Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs am Modal Split in den Städten unverändert bei rund elf Prozent. „Unser Anteil ist 2016 um 0,0 Prozent gewachsen, da auch die anderen Verkehrssektoren zugelegt haben“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske. Ohnehin seien die gesteckten Ziele nach Ansicht von Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, allein durch Verschiebungen im Modal Split nicht zu erreichen. „Wenn wir die geplanten Emissionsminderungen von 40 bis 42 Prozent im Verkehr bis zum Jahr 2030 realisieren wollen, müssen wir das gesamte Verkehrssystem erneuern.“ Nach wie vor fließen jedoch rund 55 Prozent der Haushaltsmittel allein in den Straßenverkehr. Für Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, eine Fehlentwicklung, die es zu korrigieren gilt: „Wir brauchen in Deutschland mehr ÖPNV. Allerdings muss der Bund sich dann auch stärker finanziell engagieren.“

Staatssekretär Jochen Flasbarth beleuchtete die Perspektiven des Verkehrssektors.

Fotos: Michael Fahrig

Während der Bund beim ÖPNV insbesondere in Finanzierungsfragen gefordert ist, geht es beim Schienengüterverkehr, dessen Anteil am Modal Split ebenfalls stagniert, vor allem um die politischen Rahmenbedingungen. Wie schwierig die Situation für die meisten Marktteilnehmer inzwischen ist, erläuterte Dr. Jürgen Wilder, Vorstandsvorsitzender der DB Cargo. „Aufgrund der niedrigen Profitabilität gibt es keinen Spielraum mehr für Investitionen und Wachstum. Daher brauchen wir im Schienengüterverkehr dringend ein verändertes politisches Umfeld, um die Krise zu bewältigen.“ Doch reichen rechtliche Anpassungen allein aus, um sich aus der Abwärtsspirale zu befreien? Für Joachim Berends, VDV-Vizepräsident Schienengüterverkehr, ist diese Forderung nur eine Seite der Medaille. „Natürlich benötigen wir einen anderen gesetzlichen Rahmen, und auch das Thema Trassenpreise gehört auf die Tagesordnung. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch von der traditionellen Eisenbahnnostalgie lösen und nach effizienteren Lösungen suchen. Nur so können wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen.“

Zwei Podien beschäftigten sich mit dem städtischen Verkehr sowie dem Güterverkehr auf der Schiene.
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