Verkehrspolitik
12.09.2022

9-Euro-Ticket kam den
Menschen und dem Klima zugute

52 Millionen verkaufte Fahrscheine seit Ende Mai, zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket drei Monate lang automatisch erhalten haben, 17 Prozent Umsteiger auf den ÖPNV, und so viele Tonnen vermiedenes CO2, wie ein Jahr Tempolimit auf den Autobahnen bringen würde: Der VDV bilanziert das 9-Euro-Ticket als vollen Erfolg. „Alle verantwortlichen Akteure sollten daher jetzt zügig über die Fortsetzung und Weiterentwicklung eines solchen Angebots entscheiden“, appellierte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff an die Politik in Bund und Ländern. Zudem schlug er vor, den September zu nutzen, um eine für die Verkehrsunternehmen wirtschaftliche und für die Fahrgäste attraktive Lösung zu erarbeiten. Gemeinsam mit Verkehrsministerinnen und -­ministern aus vier Bundesländern hatte der VDV Ende August die Ergebnisse seiner bundesweiten Marktforschung vorgestellt, die den dreimonatigen Aktionszeitraum begleitete. Belegt wird ein Verlagerungseffekt: Zehn Prozent der Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket ersetzten eine Fahrt, die sonst mit dem Auto gemacht worden wäre. Aus anderen Verkehrsmitteln stiegen 17 Prozent auf den ÖPNV um. Jeder fünfte Käufer war ein Neukunde, der den ÖPNV sonst nicht genutzt hat. 27 Prozent waren „aktivierte Kundinnen und Kunden“, die zuvor seltener als einmal im Monat mit Bussen und Bahnen fuhren. Mit diesen Effekten leistete das ­9-Euro-Ticket auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Einer Hochrechnung des VDV zufolge wurden 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart.

Beim Kauf des Tickets war der Hauptgrund für 69 Prozent der günstige Preis. Der spielt für Neukunden (56 Prozent) und aktivierte Kunden (66 Prozent) jedoch eine deutlich geringere Rolle als für Bestandskunden (76 Prozent). Zweitwichtigster Kaufgrund war für 43 Prozent der Verzicht auf Autofahrten. Als Hauptgründe gegen einen Kauf nannten Befragte ohne ­9-Euro-Ticket fehlende Nutzungsanlässe (37 Prozent), die Vorliebe für das Auto (35 Prozent) und umständliche Verbindungen (33 Prozent).

Ablesbar sind in den Ergebnissen auch Unterschiede zwischen Stadt und Land. Ein unzureichendes ­ÖPNV-Angebot wird als Grund dafür genannt, dass in ländlichen und strukturschwächeren Regionen der Anteil der 9-Euro-Ticket-Besitzer nur halb so hoch war wie in städtischen Regionen. Dennoch: „Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr, wenn das Ticket einfach und verständlich sowie überall flexibel nutzbar ist“, sagte Dr. Maike Schaefer, Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder. Die Bremer Senatorin für Mobilität fordert Lösungen, die den Nah- und Regionalverkehr in urbanen und ländlichen Räumen ausbauen und stärken. Stellvertretend für ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern nimmt sie dabei den Bund in die Pflicht. „Das ist nur auf Basis einer langfristig gesicherten Finanzierungsgrundlage möglich, die den ÖPNV auf Dauer leistungsfähig und für alle bezahlbar macht.“

Weitere Infos

finden Sie unter:

www.vdv.de/bilanz-9-euro-ticket

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