VDV-Personalkongress:
Den Wandel gestalten
Die Mobilitätswende braucht Menschen. Und die Digitalisierung treibt den Wandel in der Verkehrsbranche mit einer bisher nicht gekannten Dynamik voran. Diese und weitere Themen standen auf dem 10. Personalkongress im Mittelpunkt. Mehr als 200 Teilnehmende tauschten sich drei Tage lang in Köln aus – und feierten mit der VDV-Akademie ihren 20. Geburtstag.
Es ist ein massiver Prozess der Transformation, der in der Verkehrsbranche gerade erst angelaufen ist: notwendige CO2-Reduktionen, demografischer Wandel, Digitalisierung. Und die Beschäftigten sind ein wesentlicher Garant für den dauerhaften Erfolg der Branche. Unter diesen Vorzeichen stand der VDV-Personalkongress, der in diesem Jahr zum zehnten Mal Treffpunkt für Vorstände und Geschäftsführer, Personalerinnen und Personaler, Entscheidungsträger aus betrieblichen und technischen Bereichen sowie Betriebsräte war.
„Zum 20-jährigen Bestehen wird deutlich, dass die Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche eine völlig neue Dynamik bei den Wandlungsprozessen in der Branche entfaltet“, sagte Gisbert Schlotzhauer, Vorstandsvorsitzender der VDV-Akademie. Allein zahlenmäßig stehen die Personalverantwortlichen vor großen Aufgaben. Zusätzlich zum bestehenden Fachkräftemangel bringt die Mobilitätswende in den nächsten Jahren ein weiteres Wachstum an Arbeitsplätzen mit sich, die es zu besetzten gilt. „Wir müssen unsere universitäre und betriebliche Ausbildung weiterentwickeln und brauchen eine gute Weiterbildung, um die Herausforderungen der Mobilitätswende zu stemmen“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann in einer Videobotschaft.
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Für die Mobilitätswende werden bis 2030 110.000 neue Fachkräfte im ÖPNV und im Schienenpersonennahverkehr zusätzlich benötigt. Hinzu kommen 74.000 Stellen im ÖPNV, die altersbedingt wiederbesetzt werden müssen. Und auch die Eisenbahn braucht Personal. Wie können junge Menschen und Fachkräfte gewonnen werden? Welche Rolle spielt die berufliche und die akademische Bildung, und wie wird die Zukunft des Lernens und der Arbeitswelt gestaltet? Und nicht zuletzt: Welche Chancen und Herausforderungen bringt die Digitalisierung mit sich? Über die Aufgaben und Herausforderungen in diesem Veränderungsprozess tauschten sich die mehr als 200 Teilnehmenden, die der Einladung der VDV-Akademie und der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) gefolgt waren, in der Domstadt aus. „Mit Blick auf den demografischen Wandel brauchen wir viele neue, qualifizierte Mitarbeitende“, erläuterte Peter Densborn, KVB-Arbeitsdirektor und Mitglied des Vorstands: „Gleichzeitig müssen wir nach neuen Ansätzen zur weiteren Qualifikation von Beschäftigten suchen.“
VDV legt Personalstrategie vor
Wie die zukunftsfähige Personalarbeit in der Branche und für die Branche aussieht, ist unter anderem Bestandteil der VDV-Personalstrategie, die vom Präsidium des VDV auf seiner Herbstsitzung verabschiedet worden ist. Der VDV-Ausschuss für Personalwesen hat ein Strategiepapier ausgearbeitet und anlässlich des Kongresses vorgestellt. Darin wird eine Positionsbestimmung zur unternehmerischen Funktion, den Zielen und Aufgaben in der Personalarbeit vorgenommen.
Das Thema brennt der Branche auf den Nägeln: Bei einer Onlineumfrage maß die Mehrheit der Kongressteilnehmenden dem Strategiepapier eine hohe beziehungsweise sehr hohe Bedeutung für die Personal- und Bildungspolitik des VDV bei. Sieben Themenbereiche wurden in den Fokus gerückt, die auch im Rahmen des Kongresses innerhalb von Workshops vertieft wurden: Digitalisierung, Arbeit, Bildung; Unternehmenskultur; Führung; Personalentwicklung; Diversity; Soziales sowie Finanzierung, Tariftreue und Personalsicherung. Von diesen Themen bewerteten die Zuhörenden Unternehmenskultur, Mitarbeiterführung und Fachkräftegewinnung als wichtigste Punkte für eine erfolgreiche Personalstrategie. „Wenn es keine gute Unternehmenskultur gibt, wird es schwierig, den Wandel zu gestalten“, sagte Dr. Jan Schilling, VDV-Geschäftsführer ÖPNV, und motivierte die teilnehmenden Personalprofis, ihre Mitarbeitenden „mutig zu machen“. Mehr zur VDV-Personalstrategie berichtet „VDV Das Magazin“ in einer der nächsten Ausgaben.
Bildung und Mobilität werden zur Plattform
„Was dinglich war, kann durch Datenströme ersetzt werden.“ So erklärte Sascha Lobo das Prinzip der digitalen Transformation und der Virtualisierung. „Was zur Plattform werden kann, wird zur Plattform werden.“ Auch Bildung und Mobilität. Der prominente Autor, Blogger und Podcaster erläuterte, welche Kraft die digitale Vernetzung entfalten kann. „Selbstfahrende Autos werden dazu führen, komplett neu über Mobilität nachzudenken.“ Für Städter werde es in Zukunft jedoch kaum Gründe geben, sich ein selbstfahrendes Auto zu kaufen.
In weiteren hochkarätig besetzten Vorträgen und Diskussionen ging es um Entwicklungen in der Arbeitswelt der 2020er-Jahre und die bildungspolitischen Herausforderungen. Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, sprach sich dafür aus, junge Menschen, die aus der beruflichen Ausbildung „verschwinden“, gezielt anzusprechen, ihnen konkrete Angebote zu machen und die Berufsschulpflicht umzusetzen. Von der neuen Bundesregierung wünschte sich Prof. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die berufliche Bildung mit der akademischen gleichwertig zu behandeln und mehr Anerkennung dafür in der Gesellschaft: „Die berufliche Bildung ist ein Pfund für die deutsche Wirtschaft.“
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„Die Erkenntnis reift, dass Bildung zum Transmissionsriemen für einen erfolgreichen digitalen Wandel in allen Branchen geworden ist“, sagte Michael Weber-Wernz. Der Geschäftsführer der VDV-Akademie blickte anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens auch auf die Anfänge zurück und präsentierte eine Reihe eindrucksvoller Zahlen. Was mit 1,5 Stellen begann, hat sich zu einem führenden Anbieter mit 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt. Allein seit 2005 haben sich 2.727 Menschen beruflich weiterqualifiziert. 738 Tagungen wurden organisiert, nicht zuletzt zehn Personalkongresse und sechs Sommer-Unis für Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen. Für 2022 kündigte Michael Weber-Wernz die erstmalige Verleihung der „Auszeichnung für exzellentes digitales Lernen im ÖPNV“ (siehe unten) und den Start der Digitalen Mobilitätsakademie (DMA) an. Die Plattform soll digitales Lernen noch intuitiver und vielseitiger gestalten.
AUSZEICHNUNG FÜR EXZELLENTES DIGITALES LERNEN IM ÖPNV 2022
Herausragendes digitales Lernen ist jetzt auch preisverdächtig: Die VDV-Akademie und das Projekt „eLearningÖV“ haben eine entsprechende Ausschreibung für die Verkehrsbranche gestartet. Die „Auszeichnung für exzellentes digitales Lernen im ÖPNV“ wird erstmalig am 8. Februar verliehen – wenn es der Pandemieverlauf und die gesetzlichen Vorgaben zulassen, voraussichtlich in Hannover. „Wir wollen gemeinsam digitales Lernen in unserer Branche befördern und uns auf diese Weise gegenseitig inspirieren“, erläutert Stefan Hilger von der VDV-Akademie, Projektleiter von eLearningÖV. Noch bis zum 7. Januar 2022 können Verkehrsunternehmen ihre Projekte, Produkte und Konzepte einreichen, an denen sie einen Eigenanteil erarbeitet haben. Da die Auszeichnung zum ersten Mal verliehen wird, können die Projekte auch in den vergangenen Jahren entstanden sein.
Rückfragen unter: kontakt@e28e33575860475ca55b3fdd2377cc67elearningnetzwerk.de
Der flotte
Happen Bildung
Einfach zu verkosten und leicht verdaulich – eine Extraportion Bildung und Information für zwischendurch. Mit diesem Ansatz produziert die VDV-Akademie seit Beginn der Pandemie ihren Podcast „Nächster Halt“. Der digitale Snack für Ohren und Hirn ist im Dezember in seiner 50. Folge erschienen.
Der Gedanke beschäftigte die kreativen Köpfe der VDV-Akademie schon länger: „Wir brauchen einen Podcast.“ Auf dem Weg zur Arbeit, beim Sport, zu Hause oder im Garten: „Podcasts können wunderbare Lernbegleiter im Alltag sein – Lernen ohne große Anstrengung“, erläutert Catharina Goj (Foto), Mediendesignerin und Podcast-Verantwortliche bei der VDV-Akademie. Anfang 2020 wurde aus der Idee ein Konzept. Und dann kam Corona. Die Pandemie versetzte auch der VDV-Akademie einen Digitalisierungsschub. Innerhalb kürzester Zeit wurden zahlreiche Bildungsangebote digitalisiert und kostenlos ins Internet gestellt. Nun war auch die Stunde des Podcasts gekommen. Sein Name: „Nächster Halt“. Im April 2020 ging es los. Die ersten Folgen drehten sich um die Pandemie, aber sehr schnell zog die ganze thematische Bandbreite der Verkehrsbranche ein. Themen rund um den ÖPNV und den Schienengüterverkehr sind aber bei Weitem nicht alles. Öffentlicher Verkehr als Lifestyle-Marke oder Resilienz in Veränderungsprozessen: Immer öfter wandert der Blick auch über den Tellerrand hinaus. In der Folge 50 geht es um das zentrale Thema der Branche: Klimaschutz und Mobilität.
Da der Podcast bequem auf dem Arbeitsweg zu hören sein soll, sind die Folgen etwa 20 Minuten lang. Zunächst als alle zwei Monate erscheinendes Format geplant, kommt „Nächster Halt“ mittlerweile etwa alle zwei Wochen. Die Aufnahmetechnik ist professioneller und das Team größer geworden. „Wenn man kurzweilig und flexibel lernen kann, ist das etwas Gutes“, sagt Catharina Goj. Nach diesem Muster sind auch andere Bildungsangebote der VDV-Akademie gestrickt. „Unser Anspruch ist es, die Inhalte möglichst jedem zugänglich zu machen“, erläutert sie den barrierefreien Ansatz. Als visuelle Ergänzung zum Gehörten gibt es eine schriftliche Fassung. Produziert wird in der Regel per Audiokonferenz über digitale Kommunikationsplattformen. In jeder Folge stecken etwa acht Stunden Arbeit. Das fertige Produkt kann auf der Homepage der VDV-Akademie oder in der „Bildungsbox“ der VDV-Akademie aufgerufen werden. Bislang haben mehr als 30.000 Hörerinnen und Hörer das kostenlose digitale Angebot genutzt. Zudem ist „Nächster Halt“ über Kanäle wie iTunes und Spotify zu hören und kann dort auch abonniert werden.
2022 ist bei der VDV-Akademie das Jahr des Lernens. Dann wird es eine Serie mit dem Titel „Bildungstrialog“ geben und zahlreiche weitere Themen rund um Weiterbildung und Lernen in der Mobilitätsbranche. Auf der VDV-Elektrobuskonferenz im März sollen erstmals Livepodcasts aufgenommen werden. Außerdem wird es Folgen rund um das Thema Eisenbahn/SPNV geben.