Aktuell
Mission Weltklima:
Sauber durch Bonn
Im November ist die Welt zu Gast in Bonn. Auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen wird darüber verhandelt, wie das Pariser Abkommen von 2015 konkret in die Tat umgesetzt wird. Möglichst treibhausgasneutral soll das Treffen verlaufen. Ihren Beitrag dazu leisten auch Verkehrsunternehmen aus ganz Deutschland und der VDV. Sie ermöglichen den mehr als 20.000 Teilnehmern einen emissionsfreien Bustransfer – den Clean Shuttle.
Dass ein leistungsfähiger und umweltfreundlicher Verkehr mit alternativen Antrieben schon heute möglich ist, wollen die Verkehrsunternehmen während der UN-Klimakonferenz (COP 23) in Bonn unter Beweis stellen. Gemeinsam haben der VDV und SWB Bus und Bahn einen „Clean Shuttle“ organisiert. Wenn unter der Präsidentschaft der Republik Fidschi die Delegierten aus 197 Nationen und mehr als 20.000 Konferenzteilnehmer zusammenkommen, werden emissionsfreie Fahrzeuge von verschiedenen Verkehrsunternehmen im Einsatz sein. Die Bogestra, der Regionalverkehr Köln (RVK), die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), die Düsseldorfer Rheinbahn, die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und als Gastgeber die Stadtwerke Bonn (SWB) stellen bis zu 15 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zur Verfügung. Dazu zählt auch ein Bus des Herstellers Sileo, der bei der Bremer BSAG im Einsatz ist. Auf vier eigens eingerichteten Linien verkehren Elektro-, Wasserstoff- und Hybridbusse. Sie sollen die Teilnehmer und Besucher schnell und umweltfreundlich an die beiden Hauptschauplätze der Konferenz bringen und den Flughafen Köln/Bonn, den neuen DB-Haltepunkt „UN Campus“ sowie die Bonner Innenstadt anbinden.
Unterstützt wird der Shuttle vom internationalen Dachverband der Verkehrsunternehmen UITP und der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW). Das Bundesumweltministerium stellt zudem 600 Fahrräder und einen E-Shuttle durch die Rheinaue bereit, um die Tagungsbereiche „Bonn“- und „Bula“-Zone mit emissionsfreien Pkw und Kleinbussen zu verbinden. „Bula“ steht übrigens für eine fidschianische Grußformel.
E-Busse fahren
mit Ökostrom
Die Elektrobusse, die während der UN-Klimakonferenz im Clean Shuttle eingesetzt werden, fahren mit Ökostrom der Stadtwerke Bonn. Der Strom ist mit dem von Umweltverbänden vergebenen Gütesiegel „Grüner Strom“ zertifiziert und besteht zu 100 Prozent aus regenerativen
Energien. Damit werden auch die sechs E-Busse, die die SWB Bus und Bahn regulär einsetzen, CO2-neutral betrieben.
„Die Bundesstadt Bonn nimmt als Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen ihre besondere Verantwortung für den Klimaschutz durch die Umsetzung konkreter Klimaschutzmaßnahmen wahr“, betont Anja Wenmakers, Geschäftsführerin der SWB Bus und Bahn: „Auch der Einsatz innovativer, CO2-neutraler Batteriebusse im Linienverkehr trägt dazu deutlich bei.“ Schon seit Jahren befassen sich die Stadtwerke Bonn intensiv mit dem Thema Elektromobilität und dem Einsatz von E-Bussen im Nahverkehr. Damit sind sie innerhalb der deutschen Verkehrsbranche einer der Vorreiter.
Die Elektromobilität auf Straße und Schiene stand bereits am Tag vor der Eröffnung der UN-Klimakonferenz im Fokus. In Bonn fand in diesem Jahr auch die zentrale Veranstaltung zum Deutschland-Tag des Nahverkehrs statt. Um das Engagement der ÖPNV-Unternehmen für den umweltfreundlichen Verkehr zu verdeutlichen, wurde symbolisch ein Staffelstab zwischen der Schiene und den Beteiligten des Clean Shuttle übergeben. Dazu reiste eigens ein Tram-Train aus Karlsruhe an – eine Straßenbahn, die sowohl das Netz der Eisenbahn als auch der Stadtbahn nutzen kann. Im Sonderzug fuhren unter anderem Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann, der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup sowie zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verkehrsunternehmen mit. Ihr Ziel: die Eröffnungsfeier am neuen DB-Haltepunkt „UN Campus“ an der linken Rheinstrecke zwischen Bonn und Bad Godesberg.
Drei
Fragen an
INGO WORTMANN,
VDV-VIZEPRÄSIDENT FÜR DEN BEREICH BUS
» Ist der E-Bus das Patentrezept für Klimaschutz und Luftreinhaltung?
Ingo Wortmann: Ich möchte vor übertriebenen Hoffnungen warnen. Denn der Anteil des ÖPNV an den klimaschädlichen Emissionen im Straßenverkehr ist vergleichsweise gering. Eine Antriebswende hin zur E-Mobilität bei Bussen wäre bei Weitem noch keine Verkehrswende. Für diese benötigen wir zusätzliche Milliardeninvestitionen, um ein attraktives Angebot mit mehr ÖPNV – dichtere Takte, moderne Fahrzeuge, erweiterte Netze – zu schaffen. Alternative Antriebe können jedoch Teil eines Gesamtkonzepts zur Verkehrswende sein.
» Was muss passieren, um alternativen Antrieben zum Durchbruch zu verhelfen?
Bis auf Weiteres können die Verkehrsunternehmen ihre Fahrzeuge mit alternativen Antrieben weniger wirtschaftlich betreiben als ihre klassischen Busse. Auch deswegen sind wir weiterhin auf öffentliche Förderung angewiesen. Die E-Busse müssten noch zuverlässiger und wirtschaftlicher werden, um im direkten Vergleich mit dem Euro-6-Dieselbus bestehen zu können. Bis 2020 wollen wir hinreichende Erkenntnisse darüber sammeln, welche Betriebskosten und Investitionen mit der Einführung von E-Bussen verbunden sind und wie sie sich im Alltag bewähren. Auf diesen Erfahrungen müssen weitere Förderprogramme aufgebaut werden, auf die wir zwingend angewiesen sein werden.
» Ist der Dieselbus ein Auslaufmodell?
Sicherlich nicht. Moderne Euro-6-Fahrzeuge – genauso wie Erdgasbusse – erfüllen alle umweltpolitischen Anforderungen und Auflagen. Den Dieselbus weiterzuentwickeln und an der Technik weiter zu forschen, wird auch künftig ein Thema sein. Der Bus ist das Rückgrat des Personennahverkehrs, und der Personennahverkehr ist der Schlüssel zu Klimaschutz und Luftreinhaltung. Mit dem Elektroantrieb kann der Bus seine ohnehin schon gute Umweltbilanz jedoch künftig weiter verbessern.
An der Veranstaltung nahmen zudem weitere Politiker aus Bund und Ländern teil. Ursprünglich sollte die überwiegend mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen gebaute Station erst im Dezember in Betrieb gehen. Nachdem im November 2016 Bonn kurzfristig als Austragungsort der UN-Weltklimakonferenz ausgewählt worden war, übernahm der Nahverkehr Rheinland die Zusatzkosten für die beschleunigte Fertigstellung. Nach dem Ende von COP 23 wird die Station vor allem Pendlern den Zugang zum Schienenpersonennahverkehr erleichtern.
Mehr Informationen
finden Sie online unter:
www.cop23.de
Stimmen aus den Verbandsunternehmen: