Ein „Endlich wieder!“ liegt in der Luft

Klimawandel, Inflation, Krieg in der Ukraine, Spannungen zwischen den Großmächten: So kompliziert die Weltlage auch ist, die Schienenbranche ist bereit zum internationalen Austausch im großen Stil. Nach einer vierjährigen Pause trifft sich die Branche wieder in Berlin auf der InnoTrans – der weltweit größten Messe für Verkehrstechnik.

Gerade im Licht der aktuellen Themen ist der Austausch bei persönlichen Treffen wichtiger denn je. Das zeigen auch die Anmeldezahlen der diesjährigen InnoTrans, die vom 20. bis 23. September auf dem ­Berliner Messegelände stattfindet. Nach einer vierjährigen unfreiwilligen Pause liegt ein „Endlich wieder!“ in der Luft: „Die Stimmung könnte nicht besser sein“, sagt Direktorin Kerstin Schulz von der Messe Berlin GmbH: „Für die gesamte Messe- und Eventbranche waren die letzten Jahre eine herausfordernde Zeit und auch für uns alles andere als ‚business as usual‘.“

Die Stimmung könnte nicht besser sein. Wir sind zu 96 Prozent ausgebucht.

Kerstin Schulz,
Direktorin InnoTrans

Vier Jahre nach der bisher letzten „Weltleitmesse der Verkehrstechnik“, wie sie sich selbst bezeichnet, kommen die Eckdaten fast wieder an die Rekordwerte von 2018 heran. „Wir sind zu 96 Prozent ausgebucht“, freut sich Kerstin Schulz. Zusätzlichen wettergeschützten Platz bietet die neue Halle „Hub 27“. Dank dieser Halle und wegen des „Fernbleibens einiger Aussteller“ konnten im August noch vereinzelt Flächen gebucht werden. „Tatsächlich haben alle russischen und belarussischen Unternehmen ihre Beteiligung an der InnoTrans zurückgezogen.“ Wie ist es mit China? Zwar würden auch einige chinesische Unternehmen nicht kommen, weil sie „abhängig von ihrem Standort in China durch die Pandemie eingeschränkt“ seien. Viele chinesische Unternehmen, darunter das weltgrößte Eisenbahnunternehmen CRRC, nehmen Kerstin Schulz zufolge aber an der InnoTrans teil.

Track is back - die Schiene ist zurück

Gerade der Schienenverkehr nimmt eine Schlüsselstellung bei der Lösung vieler nationaler und internationaler Herausforderungen ein. Er ist unentbehrlich, um die Klimaziele zu erreichen, und weniger energie­intensiv als andere Verkehrsarten. US-Präsident Joe Biden hat das erkannt und für die Vereinigten Staaten gar eine „zweite große Eisenbahn-Revolution“ ausgerufen. Ihre Umsetzung dürfte der Mobilitätsindustrie weltweit einen Auftragsschub geben, wie der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) betont.
Die Beliebtheit der InnoTrans mit immer neuen Besucherrekorden bis zur Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine Messe als internationaler Treffpunkt ist, um diese Aufgaben anzusprechen und zu lösen. „Auf der Inno­Trans zeigen die Aussteller ihre Innovationen, die zu Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Vernetzung der Verkehrsträger beitragen“, sagt Messedirektorin Kers­tin Schulz: „Wasserstoff- und Batterieantrieb sowie Elektrobusse oder auch ergänzende Mobilitätsdienstleistungen sind einige Schlagworte dazu.“

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Neben den alternativen Antrieben für Bus und Bahn geht es bei den Ausstellern schwerpunktmäßig aber auch um Ausbau und Wartung der Infrastruktur, wofür aktuell gerade in Deutschland massiver Bedarf besteht, aber auch um Cyber Security, die für die Bahn als essenziellen Teil der Grundversorgung eine besondere Bedeutung hat. Nachdem hierzulande das 9-Euro-Ticket bewiesen hat, dass es möglich ist, die Dienstleistungen im öffentlichen Nahverkehr zeitnah zu digitalisieren, spielt der weitere Ausbau der Digitalisierung bei ergänzenden Mobilitätsdienstleistungen eine große Rolle – Stichwort: Mobility as a Service (MaaS). Mit dem neuen Messebereich Mobility+ trägt die InnoTrans 2022 diesem Trend Rechnung. Das Spektrum reicht von Ausstellern aus den Bereichen Shared Mobility über Mobility Apps, mit denen sich Nutzerinnen und Nutzer informieren sowie buchen und bezahlen können, bis hin zu Technology-Lösungen wie On-Demand-Fahrsystemen oder Flugobjekten wie Drohnen. Auch Lösungen zur Fahrvermittlung für die erste und letzte Meile wie Anbieter von Ride-Pooling sind vertreten. Digitaler werden soll auch der Schienengüterverkehr. Er steht zwar weniger im Fokus der Öffentlichkeit, seine Bedeutung zur Verkehrswende und damit für eine klimagerechte Mobilität kann aber gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Die InnoTrans ist schon längst nicht mehr nur Ausstellung und Präsentation der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, sondern bietet auch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit der InnoTrans Convention. Die ersten Akzente für das Motto der Eröffnung „The Future of Mobility in times of climate change“ setzt schon die Eröffnungsveranstaltung mit Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und der EU-Kommissarin für Verkehr, Adina Valean.

InnoTrans in Zahlen

  • 2.770 Aussteller aus 56 Ländern (2018: 3.000 Aussteller aus 60 Ländern)
  • Rund 200.000 m² Brutto-Ausstellungsfläche
  • 42 Messehallen
  • Frei- und Gleisgelände mit über 100 Fahrzeugen
  • Mehr als zwöf Busse im Bus-Display mit dem Rundkurs im
  • Sommergarten
  • Besucher 2018: 153.000

Als Schwerpunkte nennt Direktorin Kerstin Schulz „neue Verkehrsmittel und -wege wie bei der Hyperloop Conference“, Gespräche und Vorträge zu einem Transportmittel, das sich in den vergangenen Jahren aus der futuristischen Nische immer mehr in Richtung Praxisnähe bewegt hat. Weitere Schwerpunktthemen bei den Ausstellern sind - neben den übergeordneten Zielen der Branche wie Klimaschutz, Verkehrswende, Digitalisierung und Nachhaltigkeit - der technische Wandel hin zu alternativen Antrieben sowie Cyber Security, 5 G, ergänzende Mobilitätsdienstleistungen sowie Infrastrukturausbau und -unterhaltung. Hinzu kommen die Digitalisierung in allen Bereichen, Data Sharing, Nachhaltigkeit, Wiederverwertung, Recruiting, Klimaschutz, Verkehrswende und Güterwagen der Zukunft.

Bewerbungen im Schnelldurchgang

Da der allgemeine Fachkräftemangel auch im Mobilitätssektor überdeutlich zu spüren ist, sind Personal­themen ein wichtiger Bereich, wie zum Beispiel der Eurailpress Career Boost: „Ein neues ungewöhnliches Format, in dem sich zum ersten Mal Bewerberinnen und Bewerber in kurzen Pitches den Unternehmen vorstellen“, berichtet Kerstin Schulz. Auch die traditionellen Formate wie der Rail Leaders‘ Summit sind mit hochkarätigen Teilnehmern vertreten.

Die Podiumsdiskussionen und Expertenrunden beleuchten Mobilität in allen Facetten. Im Zentrum stehen die täglichen Dialog-Foren. Schwerpunkte sind zum Beispiel die Automatisierung des Schienenverkehrs und 5 G in der Mobilität. Zahlreiche Vorträge thematisieren die Verkehrswende. So widmet sich das Public Transport Forum dem Thema „Innovative Strategien für das Gelingen der Verkehrswende – Mobilitätsmarkt zwischen Vision und Wirklichkeit“, und das Thema des DB Innovation Forums ist „Starke und digitalisierte Bahnen ermöglichen eine nachhaltige Mobilität – Für das Klima. Für die Menschen. Für die Wirtschaft. Für Europa.“ Die Convention wird live im Internet übertragen. Außerdem wird es wieder das International Bus Forum zur Elektromobilität geben.

Trotz oder gerade wegen der aktuellen Herausforderungen gibt sich die Messe Berlin optimistisch, dass die diesjährige InnoTrans ein Erfolg wird. ­InnoTrans-Direktorin Kerstin Schulz: „Am 20. September geht es endlich los, und wir freuen uns auf die Weltpremieren und neuen Produkte und Services, die Aussteller und Fachbesucher, die wir alle so sehr vermisst haben.“

Einen Überblick über alle Veranstaltungen

gibt die neue Online-Plattform InnoTrans Plus:
plus.innotrans.de

VDV und seine Partner wieder mit ­Gemeinschaftsstand auf der InnoTrans

Der VDV ist wieder mit einem Gemeinschaftsstand auf der InnoTrans vertreten. Die Koordinaten lauten: Halle 2.2, Stand 410. In diesem Jahr zeigt sich der Stand seinen Besucherinnen und Besuchern in neuer Optik. Auf der Aktionsbühne werden Neuigkeiten aus der Branche in Fachvorträgen kurzweilig vorgestellt – unter anderem vom VDV eTicket Service zu den Updates von (((etiCORE und Motics, der VDV-Arbeitgeberinitiative und dem Forum Verkehr und Logistik/DEVK. Zu sehen gibt es außerdem „DiVA“ - die digitale VDV-Akademie. Der Verband Deutscher Eisenbahnfachschulen (VDEF) zeigt, wie Drohnen in der Eisenbahninfrastruktur angewendet werden können. Neben Neuigkeiten der Smart Ticketing Alliance wird der aktuelle Stand bei Mobility inside vorgestellt. Die FH Aachen präsentiert „Samira“ – die Rückfahrkamera für Rangierarbeiten. Zu den insgesamt 16 Ausstellenden am VDV-Gemeinschaftsstand gehören außerdem der DIN-Normenausschuss Fahrweg und Schienenfahrzeuge (FSF), die DVV Media Group, GS1 Germany, KSV - Kompetenz für Schienengebundene Verkehre, Tex Rail Training, die MEV Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft, das Research Center Railways (RCR) der RWTH Aachen, die Stadtwerke Tübingen, die Westfälische Lokomotiv-Fabrik Karl Reuschling und Zusi Bahnsimulatoren.

Weitere Infos unter:
www.vdv.de/innotrans

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