VDV trauert um
Dr. Dieter Ludwig

Dr. Dieter Ludwig (Foto), langjähriger Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) und des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Ludwig war von 1995 bis 2003 Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen und prägte vor allem in den 1990er-Jahren wie kein zweiter ÖPNV-Manager in Deutschland den Ausbau und die Modernisierung des Straßenbahnsystems. Bis heute gilt sein „Karlsruher Modell“ weltweit als Vorbild und Vorreiter einer modernen und effizienten städtischen Mobilität mit Straßenbahnen. Der VDV betrauert den Tod seines langjährigen Präsidenten und Ehrenmitglieds.

VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Wir sind tief getroffen und in Gedanken bei den Hinterbliebenen. Dieter Ludwig hat eine ganze ­ÖPNV-Generation geprägt. Er war ein Vorbild für viele, die heute in verantwortlicher Position in dieser Branche tätig sind, auch für mich. In einer schwierigen Zeit, als der ÖPNV und vor allem die Straßenbahnen aufgrund ihrer vermeintlich hohen Kosten politisch immer mehr unter Druck gerieten, hat er in Karlsruhe durch die Umsetzung des ,Karlsruher Modells‘ bewiesen, dass Straßenbahnen moderne, effiziente und umweltfreundliche Verkehrsmittel der Zukunft sind. Dies hat ihm und seiner Idee nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bis heute zurecht hohe Anerkennung eingebracht. Die Branche verliert durch seinen Tod einen Vordenker, Vorreiter und eine starke Persönlichkeit.“

Drei Fragen an

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Foto) würdigt im Interview das Lebenswerk von Dieter Ludwig.

Wie hat Dr. Dieter Ludwig mit seinem ­Lebenswerk die nachhaltige Mobilität in ­Baden-Württemberg beeinflusst?

» Winfried Hermann: Er hat früh für eine ­ÖPNV-Offensive geworben, er hat seine Kommunalpolitik überzeugt umgesetzt. Er hat im besten Sinne vorgemacht, was man bewegen kann, und war damit für viele andere Akteure, egal welcher politischen Farbe, Vorbild und Impulsgeber. Die Renaissance der Straßenbahn in unserem Land hat er wesentlich beeinflusst. Ich denke, ohne Dieter Ludwig und sein Lebenswerk, das „Karlsruher Modell“, wären wir in Baden-Württemberg nicht so weit im ÖPNV. Auf diesem Erbe mit Mut zu Visionen bauen wir jetzt mit unserem Ziel einer Verdopplung der ÖPNV-Nachfrage auf.

Wie werden Sie ihn persönlich in ­Erinnerung behalten?

» Dieter Ludwig war ein Visionär und ein Macher zugleich: zupackend, energiegeladen, rastlos und zugleich hemdsärmelig und unkonventionell. Er konnte Menschen begeistern, auch die Entscheidungsträger. Damit ist es ihm gelungen, innerhalb von 15 Jahren ein mehrere hundert Kilometer langes Tramtrain-System aufzubauen, das von Karlsruhe aus bis zu hundert Kilometer in die Region ­hinaus ausstrahlt. Eigentlich braucht man dafür die dreifache Zeit. Es lag an seiner Person. Mich motiviert das.

Wie geht es in Baden-Württemberg weiter mit dem „Karlsruher Modell“ und künftigen ÖPNV-Innovationen?

» Das „Karlsruher Modell“, die Verknüpfung von Eisenbahn und Straßenbahn, hat eine gute Zukunft. Vor allem in Städten mit starken Einpendlerströmen, die aber zu klein sind für klassische S-Bahn-Systeme. So wollen wir im Raum Reutlingen/Tübingen ein völlig neues System nach Karlsruher Vorbild mit
Innenstadtstrecken in den beiden Innenstädten aufbauen. Auch in Karlsruhe bauen wir es dort aus, wo es seine klaren Stärken hat: im Stadt-­Umland-Verkehr bis zu einem Radius von 50 Kilometern.

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