03.05.2017
Aktuell

DB Regio NRW: Staffelstab übergeben


Er war und ist das Gesicht des SPNV in Nordrhein-Westfalen: Heinrich Brüggemann. Als Chef der Bahntochter DB Regio NRW prägte er den Nahverkehr im Bundesland wie kein anderer. Jetzt hat er sich aus seiner Funktion verabschiedet. Der Branche bleibt er jedoch erhalten.


Die Staffelstabsübergabe konnte anders nicht sein: DB Regio NRW hatte für Heinrich Brüggemann und seinen Nachfolger Andree Bach eine Sonderfahrt im Regionalzug organisiert. An Bord neben Landesverkehrsminister Michael Groschek zahlreiche Weggefährten sowie die Spitzen aus der Verkehrsbranche. Verwunderlich ist das nicht, gilt der 64-Jährige doch als „Mr. Branche“: „Heinrich Brüggemann steht für den Schienenverkehr im Land“, erklärt Andree Bach, ehemaliger Leiter DB Regio Bus NRW und Nord. „Und eine solche Sachkenntnis habe ich noch nie erlebt.“

Er gilt als das Gesicht des SPNV in NRW: Heinrich Brüggemann (vorn), hier bei seiner Verabschiedung aus der Funktion als Chef von DB Regio NRW.

Fotos: Lena Manteuffel

Bereits 1997 kam Heinrich Brüggemann zur Deutschen Bahn AG, verantwortete zunächst etwa den zentralen Personalbereich der DB Regio AG. 2001 wurde er Vorsitzender der Geschäftsleitung von DB Regio NRW. Damit erlebte und begleitete er entscheidende Umbrüche der Branche wie die Liberalisierung des SPNV. Nicht immer waren diese Erfahrungen positiv: So verlor DB Regio NRW die Ausschreibungen um den RRX und S-Bahnnetze. „Das war ein harter Schlag“, räumt Heinrich Brüggemann offen ein. Aber: „Jede Niederlage ist auch eine Chance.“ Der gebürtige Castrop-Rauxeler schaffte in seinem Unternehmen einen wichtigen Wandel, auch im Selbstbild: weg vom Komplettanbieter, hin zum Dienstleister rund um die Schiene (siehe auch Interview unten).

Der Nahverkehr beschäftigte ihn auch abseits der DB. Er engagierte sich in der VDV-Landesgruppe NRW ebenso wie in der Infrastrukturinitiative „Damit Deutschland vorne bleibt“. Ein Ziel: die Stärkung des SPNV. Hier müssen die Unternehmen den Wettbewerb auch mal außen vor lassen, mahnt er. Denn der eigentliche Konkurrent sei die Straße. „Deswegen müssen wir als Partner funktionieren, um unseren Anteil am Modal Split zu erhöhen.“

Mit seiner Verabschiedung aus der Funktion als Regio-NRW-Chef wird dieses Engagement nicht enden: Bei der Knappschaft Bahn-See hat Heinrich Brüggemann schon zuvor als ehrenamtlicher Vorstand die Interessen der Eisenbahner vertreten – dieses Amt wird er weiter ausüben. „Und alles, was darüber hinausgeht“, sagt er lachend, „das werde ich auf mich zukommen lassen.“


Drei Fragen an

Andree Bach, neuer Chef bei DB Regio NRW und Vorstandsmitglied der VDV-Landesgruppe

» Herr Bach, Sie haben die Leitung von DB Regio NRW in nicht gerade leichten Zeiten übernommen. Zudem gilt der Markt im Land als hart. Was macht ihn so besonders?
Andree Bach: Was ist schon leicht? Wettbewerb haben wir überall. Ich komme aus dem Bussektor. Dort herrscht auch harte Konkurrenz. Allerdings ist der Markt in NRW stärkeren Veränderungen unterworfen als in anderen Bundesländern. Viele Neuerungen im Personennahverkehr werden hier bei uns gestartet – rund neun von zehn Piloten. Fahrzeugfinanzierungen, die Segmentierung der Dienstleistungen ... Solche Trends kamen weit überwiegend aus NRW. Was hier ausprobiert wird, setzt Trends für Deutschland.

» Zuletzt musste Ihr Unternehmen Ausschreibungsverluste hinnehmen. Wie lautet Ihre Strategie für die Zukunft?
Wir wollen weiter unsere Expertise an den Markt bringen. Es geht nicht darum, DB Regio NRW abzuwickeln. Die anderen Player haben durchaus Bedarf an Dienstleistungen rund um die Schiene, und wir haben das Know-how qualifizierter Mitarbeiter und die entsprechenden Kapazitäten. Wir wollen also neue Perspektiven entwickeln neben unserem Kerngeschäft als FullService-Anbieter.

» Was heißt das konkret?
Wir bieten einzelne Dienstleistungen an. Zum Beispiel warten wir für unseren Wettbewerber National Express in Münster und Düsseldorf Fahrzeuge. In Münster haben wir gerade erst 4,5 Millionen Euro in eine neue Werkshalle investiert. Zudem stellt sich die Frage, wie der Schienenverkehr in NRW in Zukunft bei so vielen verschiedenen Playern koordiniert werden kann. Auch hier tun sich neue Möglichkeiten auf – schließlich macht DB Regio NRW das bereits seit Jahrzehnten.

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