Innovationen
15.12.2020

Ein Knopfdruck knackt Corona

Die Pandemie stellt die Busbranche vor neue Herausforderungen beim Thema Infektionsschutz im Passagierraum. Zudem treibt der Umstieg auf Elektromobilität die Fahrzeughersteller, Betreiber und Zulieferwelt um. Als Systemlieferant für das gesamte Thermomanagement im Omnibus ist der Automobil- und Nutzfahrzeugzulieferer Valeo auf diese Themen spezialisiert – und bietet bereits serienreife Lösungen an.


Auf Knopfdruck die Luft im Fahrzeug hygienisch reinigen: Das kann eine neue Technologie des Zulieferers Valeo. Das Unternehmen hat eine hochwirksame Lösung zur Luftsterilisation in Linien- und Reisebussen entwickelt: Der „UV Purifier“ (gr. Foto) eliminiert mithilfe von UV-Strahlen während eines einzigen Luftstromkreislaufs zu mehr als 95 Prozent Viren, Schimmel und Bakterien – einschließlich Coronaviren. „So sorgen die Module während der gesamten Fahrtdauer für wirksamen Schutz der Fahrgäste“, sagt Carsten Schmidt, Mitglied der Geschäftsleitung von Valeo Thermal Bus Systems. Das in Gilching bei München ansässige Unternehmen hat ein System entwickelt, das als eigenständiges Modul erhältlich ist und in alle Bustypen nachträglich integriert werden kann. Es verwendet eine UV-Technologie, die der in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen ähnelt. Die virentötende Wirksamkeit wurde im Sommer vom Institut für Medizinische Virologie der Universitätsklinik Frankfurt bestätigt.

Innovative Heizkonzepte für E-Busse

Die Module sorgen während der gesamten Fahrtdauer für wirksamen Schutz der Fahrgäste.

Carsten Schmidt,
Mitglied der Geschäftsleitung von Valeo Thermal Bus Systems

Innovative Konzepte verfolgt Valeo auch für die Beheizung von Elektrobussen. Hintergrund: In elektrisch angetriebenen Fahrzeugen hängt die Reichweite direkt von der Kapazität der elektrochemischen Energiespeicher – den Traktionsbatterien – ab. Bei Bussen kann je nach Klima- und Einsatzbedingungen in einer Region der elektrische Energiebedarf für das Beheizen zuweilen größer sein als für das eigentliche Fahren. Eingesetzte Lithium-Ionen-Batterien sind zurzeit noch nicht in der Lage, die elektrische Energie im ausreichenden Maße zu speichern. Insbesondere an kalten Tagen reduziert dies die Reichweite erheblich – und zeigt, wie wichtig ein effizientes Beheizungssystem im Omnibus ist.

Da der notwendige Leistungsbedarf zum Vorheizen zu Beginn der Fahrt ungleich größer ist als während der Fahrt, sollte die Zuführung des erforderlichen Heizleistungsbedarfs grundsätzlich in zwei unterschiedlichen Betriebszuständen erfolgen: dem Vorheizen zu Beginn des Fahrbetriebs über eine externe Energieversorgung und dem Heizen zur Aufrechterhaltung der eingestellten Innenraumtemperatur während der Fahrt. Letzteres kann mit einem Wärmepumpensystem effizient und damit energiesparend zugeführt werden. „Ein hochinteressanter Ansatz, da Klimaanlagen und Wärmepumpen grundsätzlich aus identischen Komponenten bestehen und heutzutage nahezu alle Fahrzeuge über eine Klimaanlage verfügen“, erläutert Carsten Schmidt. Die Wärmepumpenfunktionalität lässt sich dabei einfach mittels einer Kreislaufumkehr in der Klimaanlage realisieren. Der Umgebung wird dabei gespeicherte Wärmeenergie entzogen und auf ein für Heizzwecke höheres und damit nutzbares Temperaturniveau angehoben – also als Heizenergie nutzbar gemacht.

NEUES AUS DEM INDUSTRIEFORUM

In unserer neuen Rubrik „Industrie inside“ erfahren Sie künftig Neues über Produkte und Dienstleistungen, die die 33 Unternehmen des VDV-Industrieforums anbieten. Mit dabei sind Hersteller von Bussen und Bahnen sowie Zulieferer und IT-Unternehmen. Das Forum dient dem Austausch zwischen den Herstellern untereinander und mit dem VDV.

www.vdv.de/industrieforum

Einsatz alternativer Kältemittel

Durch die in der EU-Verordnung über fluorierte Treibhausgase vorgegebene schrittweise Beschränkung der am Markt verfügbaren Mengen – eine Reduzierung des sogenannten CO2-Äquivalents aller produzierten Kältemittel – haben sich die Verfügbarkeit und auch die Preise von Kältemitteln stark verändert. Noch ist das herkömmliche Kältemittel R134a günstiger als die möglichen Alternativen, aber es gibt Prognosen, die mittelfristig das Ende von R134a im Busbereich vorhersagen. Die Hersteller und somit auch die Kälteanlagenbauer sind deshalb gezwungen, auf Kältemittel mit niedrigerem Treibhauspotenzial umzustellen. Es gibt bereits unterschiedliche Ansätze wie zum Beispiel das umweltfreundlichere Kältemittel 1234yf, das mittlerweile in über 40 Millionen Pkw weltweit zum Einsatz kommt. Allerdings müssen alternative Kältemittel immer vor dem Hintergrund ihrer thermodynamischen Eigenschaften sowie bestimmter Sicherheitskriterien betrachtet werden. „So ist bei 1234yf beispielsweise die Brennbarkeit ein großes Thema“, erläutert Carsten Schmidt. In Deutschland gibt es aktuell Förderungen für Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel (Blauer Engel). Jedoch sind nicht alle Kältemittel aufgrund ihrer Energieeffizienz für jede Region einsetzbar.

Um die unterschiedlichen Anforderungen abzudecken, gibt es je nach Anwendungsfall, Land und Klimazone unterschiedliche Anlagenkonzepte, die mit verschiedenen Kältemitteln betrieben werden.

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