Personal
29.01.2020

E-Learning: Netzwerk sammelt Erfahrungen

Wie kann die Verkehrsbranche digitale Medien stärker in der beruflichen Bildung einsetzen? Dazu sammelt derzeit ein Netzwerk aus fünf Unternehmen Erfahrungen mit E-Learning. Die sollen später vor allem kleinen und mittleren Verkehrsunternehmen zugutekommen. Koordiniert und moderiert wird das Förderprojekt von der VDV-Akademie, die damit ihre Kompetenz als Zentrum für digitales Lernen weiter ausbaut.

Türstörung: Der Fahrschüler mit der Virtual-Reality-Brille muss von seinem Sitz aufstehen. Im virtuellen Raum geht er durch seine Straßenbahn – auf der Suche nach der fehlerhaften Tür. Ein Beispiel für E-Learning, wie es die Üstra in Hannover einsetzt. „Wir haben mit einer 360-Grad-Kamera den Innenraum einer Bahn abfotografiert“, erläutert Ausbildungsleiter Rainer Behrens. Eine zweite Anwendung befindet sich im Aufbau – ein interaktiver Film zur Streckenkunde. Die Üstra gehört zu einem Netzwerk von vier Verkehrsunternehmen und der VDV-Akademie, die im Rahmen eines Förderprogramms Erfahrungen sammeln, wie sich die Möglichkeiten des digitalen Lernens in die Verkehrsbranche integrieren lassen. Zu den Projektpartnern zählen außerdem die Bogestra, die VAG Nürnberg und die Stadtwerke Osnabrück. Die digitalen und organisatorischen Erfahrungen der Projektgruppe sollen in Zukunft vor allem kleineren und mittleren Unternehmen zugutekommen, wenn sie E- Learning als Teil ihrer beruflichen Bildung und Personalentwicklung nutzen wollen. Die Methoden und Möglichkeiten, E-Learning einzusetzen, sind vielfältig. Die Bandbreite reicht vom selbstorganisierten Lernen am Arbeitsplatz bis hin zu digital aufbereiteten Pflichtschulungen.

E-Learning in der VERKEHRSBRANCHE

Das Projekt „eLearningÖV – Netzwerk digitales Lernen in der Verkehrsbranche“ ist Teil des Programms „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ und läuft bis März 2022. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union.

Es kann aber auch klassische Weiterbildungen und Seminare unterstützen, bei der Trainer und Lernende vor Ort präsent sind. „Bei den Lehrgängen der VDV-Akademie setzen wir auf Blended Learning und nutzen so die Vorteile von E-Learning“, berichtet Michael Weber-Wernz, Geschäftsführer der VDV-Akademie: „Durch die Vor- und Nachbereitung der Präsenzzeiten mit digitalen Lerneinheiten und Tests konnten wir den Lerneffekt bei den Teilnehmenden steigern.“ Bei den Blended-Learning-Arrangements werden Präsenzphasen und E-Learning didaktisch sinnvoll kombiniert, um die jeweiligen Vorzüge der verschiedenen Lernformen zu nutzen. Da E-Learning orts- und zeitunabhängig zur Verfügung steht, bietet es den Lernenden unter anderem die Flexibilität, dann zu lernen, wenn sie die Zeit dazu haben. Die digitalen Lerneinheiten können zudem verschiedene Lernpräferenzen bedienen: visuelle, auditive, haptische und abstrakt-verbale Lerntypen.

Verschiedene Bereiche arbeiten zusammen

Die Entscheidung für E-Learning betrifft das ganze Unternehmen. Denn damit ändert sich die Sichtweise auf Weiterbildung, Personalentwicklung sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und schließlich auch die Unternehmenskultur. Deshalb empfiehlt die Projektgruppe, frühzeitig zur Einführung von E-Learning die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Wenn das digitale Lernen eingeführt und langfristig zu einem Erfolg werden soll, müssen sich zuvor verschiedene Bereiche eines Unternehmens dafür abstimmen. IT, Personalabteilung, Betriebsrat und Geschäftsführung sollten dabei idealerweise an einem Strang ziehen.

Ihre Erfahrungen tauschen die Projekt-Teilnehmer und weitere Vertreter von Verkehrsunternehmen im gleichnamigen Netzwerk „eLearningÖV“ regelmäßig aus – entweder bei den digitalen und analogen Treffen oder bald auf einer Online-Plattform mit einem digitalen Marktplatz für Lernmaterialien. Dabei geht es um gemachte Erfahrungen, neue Tools oder die Verabredung von gemeinsamen Projekten. Michael Weber-Wernz: „Das Netzwerk ist offen. Weitere Teilnehmende sind willkommen und können sich an die Servicestelle des Projekts bei der VDV-Akademie wenden.“


Für Fragen rund um das Thema E-Learning
und in Bezug auf das Netzwerk :
kontakt@elearningnetzwerk.de  www.elearningnetzwerk.de


Drei Fragen an

„VDV Das Magazin“ sprach mit Stefan Hilger (Foto) von der VDV-Akademie. Er koordiniert und leitet das Projekt „eLearningÖV“ und berichtete, worauf es bei Einführung des digitalen Lernens ankommt.

Herr Hilger, wo liegen die Chancen von E-Learning?
» Stefan Hilger: Wir verstehen E-Learning als Ergänzung bestehender Bildungsangebote. Es hat viel Potenzial. Beispielswiese können Teile des individuellen Lernens ins Digitale verlagert werden und online bestimmte Wissensgrundlagen vermittelt werden. Zudem steht den Lehrenden eine Vielzahl an praktischen Tools und Methoden zur Verfügung, die den Unterricht interessanter und abwechslungsreicher machen. Für das Unternehmen kann E-Learning ein zusätzlicher Imagefaktor sein. Eine zeitgemäße Lernkultur trägt dazu bei, für junge Fachkräfte als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Vor welchen Herausforderungen steht ein Unternehmen, das E-Learning einführen möchte?
» Der Aufwand, E-Learning einzuführen, ist nicht zu unterschätzen. Letztlich ist es ein Veränderungsprozess, der das ganze Unternehmen betrifft. Immerhin geht es darum, eine neue Kultur des Lernens einzuführen. Zum einen benötigen die Akteure dafür die Rückendeckung aus dem Unternehmen, zum anderen werden die entsprechenden Ressourcen benötigt – Zeit, Geld und verantwortliches, kompetentes Personal.

Soll E-Learning Lehrpersonal ersetzen?
» Keineswegs. E-Learning kann Freiräume schaffen, die Präsenzzeiten von Trainerinnen und Trainern intensiver zu nutzen. Dadurch ändert sich deren Rolle. Bei den Schulungen vor Ort bleibt mehr Zeit für Anleitungen. Somit können sich die Trainerinnen und Trainer gründlicher um Einzelne kümmern und thematisch weiter in die Tiefe gehen.

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