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14.06.2022

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Ihre Lösungen für exzellentes digitales Lernen wurden ausgezeichnet (v. l. n. r.): Barbara Strassnig (Wiener Linien), Kay Scharmer, Philip Hagmann (beide DB Regio), Melanie Schlich (KVB),
Marcel Jelitto (DB Regio), Annika Gollnik (KVB), Dominik Müller (DB Regio), Michel ­Michiels-Corsten (KVB)

Voneinander lernen
statt konkurrieren

Gemeinsame Lösungen finden – und dabei nicht im Wettbewerb stehen: Das war der Geist, der über der ersten VDV-Bildungskonferenz schwebte. Eine besondere Auszeichnung erhielten vier Projekte des digitalen Lernens.


„Niemand hat Lust, 200 Seiten Bedienungsanleitung durchzulesen“, sagte Barbara Strassnig von den Wiener Linien. In ihrem Unternehmen muss das zumindest das Fahrpersonal der Bim, wie in der österreichischen Hauptstadt die Straßenbahn heißt, auch nicht mehr tun. Mit Web-Based-Trainings (WBT) schult das Verkehrsunternehmen seine Tramfahrerinnen und -fahrer im Umgang mit dem Bordrechner. „Und wenn ein Thema nicht so spannend ist, gamifizieren wir es.“ So wurden beispielsweise in einem weiteren Projekt Teile der jährlich fälligen Pflichtunterweisung zur Arbeitssicherheit vollständig als WBT digitalisiert und innovativ umgesetzt.

Katja Kirsten von der VDV-Akademie führte durch die Konferenz und moderierte die Verleihung der Awards.

Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) bereiten sich Führungskräfte per Blended Learning – einer Mischung aus Präsenzunterricht und digitalem Lernen – auf die Jahresgespräche mit ihren Mitarbeitenden vor. „Corona hat mich aus dem Präsenzschulungsdenken rausgebracht“, berichtete Melanie Schlich von der KVB. Täuschend echt ist eine Simulation für S-Bahn-Fahrpersonal, die DB Regio mit DB Systel realisiert hat. Ein virtueller Arbeitshandschuh bewegt sich durch einen Zug und kann alle Elemente bedienen, etwa um eine liegen gebliebene andere S-Bahn abzuschleppen. Das spare bei der Ausbildung wertvolle Fahrzeug­ressourcen, wie Kay Scharmer von DB Regio erläuterte.

Musterlösungen für digitales Lernen: Aus- und Weiterbildende aus den Verkehrs­unternehmen stellten im „Gallery Walk“ ihre Angebote vor und diskutierten sie mit den anderen Teilnehmenden.

Diese vier Anwendungen haben gewonnen: Bei der ersten VDV-Bildungskonferenz wurden sie als Beispiele für exzellentes digitales Lernen im ÖPNV ausgezeichnet. Die Jury setzte sich zusammen aus Mitarbeitenden der Verkehrsunternehmen, die sich an dem erfolgreich abgeschlossenen Projekt eLearningÖV beteiligt hatten. „Dieser Branchen-Preis ist ein Novum und zeigt, dass die ÖPNV-Branche beim digitalen Lernen ein völlig neues Niveau erreicht hat“, erläuterte Gisbert Schlotzhauer, Vorstandsvorsitzender der VDV-Akademie, anlässlich der Preisverleihung. Am Wettbewerb teilgenommen haben 36 Projekte aus 19 Verkehrsunternehmen: darunter verschiedene digitale Lernformate wie Videos, Virtual-Reality-Szenarien, Web-Based-Trainings und innovative didaktische Konzepte. „Alle Einreichungen waren auf ihre Weise exzellent“, betonte Moderatorin Katja Kirsten von der VDV-Akademie bei der Verleihung der Awards, die wie die gesamte VDV-Bildungskonferenz eine Premiere war. In diesem neuen Format hat die VDV-Akademie die beiden ehemaligen Konferenzen für Ausbildung und Weiterbildung gebündelt.

Wer andere in die Zukunft
führen will, muss schon mal
da gewesen sein.“

Karlheinz Pape,
Geschäftsführer Corporate Learning Community

Den Wandel gestalten

Wie der digitale und der demografische Wandel zu gestalten sind, zählt derzeit zu den wichtigsten Aufgaben, die die Aus- und Weiterbildenden in ihren Unternehmen anpacken. Dass das digitale Lernen dabei mehr als nur ein wichtiges Hilfsmittel geworden ist, zeigte sich während der Konferenz ebenso wie das, worum es Teilnehmenden und der VDV-Akademie nach den pandemiebedingten Beschränkungen auch geht: den persönlichen Austausch und die Vernetzung unter Fachleuten.

Uta Kupfer (r., Verdi) und Thomas Reiter (Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung) zeigten die bildungspolitischen Herausforderungen auf.

Trotz Zeitmangels auf dem aktuellen Stand bleiben, Menschen, die „das Lernen verlernt“ haben, Auszubildende finden, digitale Infrastruktur, andere Prioritäten ihrer Geschäftsleitungen: Das sind nur einige der Herausforderungen, vor denen sich die rund 80 Konferenz-Teilnehmenden in ihrer täglichen Praxis sehen. Trotzdem fasziniert, begeistert und motiviert sie das Thema Aus- und Fortbildung: die Arbeit mit jungen Menschen, der Fortschritt und der Wissenstransfer für das Unternehmen – oder einfach Dinge verändern.

Dass es der Branche dabei nicht um Wettbewerb, sondern um gemeinsame Lösungen gehe, wurde von verschiedenen Referentinnen und Referenten wiederholt betont. Darum dreht es sich auch in dem 2016 gegründeten ­#eLearning-Netzwerk und der dazugehörigen Branchenplattform „Train-Station“: Hier unterstützen sich Branchenkolleginnen und -kollegen gegenseitig, wenn es um Themen rund um die Aus- und Weiterbildung sowie um digitales Lernen geht.

Lernen wird selbstorganisierter

Bildungspolitische Herausforderungen, die Aus- und Weiterbildung in der Mobilitätsbranche, Innovationen und die Lernkultur: Diese Themen wurden in Vorträgen, Diskussionen und Erfahrungsberichten aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet. Welche Rolle die Aus- und Weiterbildung für den Wandel der Lernkultur auf dem Weg zum selbstgesteuerten und selbstorganisierten Lernen spielt, machte Karlheinz Pape deutlich. Der Gründer und Geschäftsführer der Corporate Learning Community ermunterte die Teilnehmenden, bei sich selbst anzufangen: „Wer andere in die Zukunft führen will, muss schon mal da gewesen sein.“

Ansprechpartnerin für das #eLearning-Netzwerk und „Train-Station“ ist Sabrina Reuther von der VDV-Akademie:
kontakt@elearningnetzwerk.de

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