"Mobilität nahtlos und reibungslos gestalten" 

Welche Herausforderungen es bei den aktuellen Ticketingsystemen gibt, was die Digitalisierung für die Technologie des Fahrgeldmanagements bedeutet und wo Scheidt & Bachmann heute steht, erläutert Manfred Troll (Sales Account-based Ticketing).

Welche Herausforderungen gibt es mit den aktuellen Ticketlösungen beziehungsweise welche Bedürfnisse der Kunden und der Fahrgäste werden nicht erfüllt?

Manfred Troll: Unsere Branche zeichnet sich durch rasante technologische Entwicklungen aus. Besonders in der jetzigen Zeit steigt der Bedarf nach innovativen, kontaktlosen Zahlungsmöglichkeiten. Diese werden schon heute dringend benötigt, um die Fahrgastzahlen auf ein sicheres Niveau zu bringen und den Absatz in stabile Bahnen zu lenken. Generelle Probleme der Verkehrsbetriebe sind die Dauer der Ausschreibungsprozesse, die sich zum Teil über Jahre hinwegziehen und den Anforderungen der Zeit nicht mehr gerecht werden. Außerdem zeigt sich ein hoher Serviceaufwand von Hardware, um die Funktionalität im operativen Geschäft sicherzustellen. Um den Verkehrsbetrieben diese Verantwortung abzunehmen, bieten wir unser innovatives Zahlungsmodell „Functionality as a Service“ an. Mit diesem Modell nutzen Verkehrsbetriebe lediglich die Funktionen der Geräte; Scheidt & Bachmann verpflichtet sich, mit den neuesten Anforderungen und Trends Schritt zu halten und sorgt für die höchste Verfügbarkeit der Funktionalitäten. Die Technologie sorgt für ein reibungsloses Nutzererlebnis – und genau darum geht es bei der digitalen Mobilität: Das beste Nutzererlebnis zu schaffen. Es geht nicht um „one sizes fits all“, sondern um die Kombination mehrerer Angebote, um individuelle Bedürfnisse perfekt zu bedienen. Fahrgäste wünschen sich heutzutage eine möglichst nahtlose, barrierefreie Nutzung von Mobilitätsangeboten. Zeit sparen mit dem Reisen ist für viele ein attraktives Argument zur Nutzung des ÖPNV. Damit alle die vielfältigen Mobilitätsangebote nutzen und neue Kundengruppen neben Bestandskunden angesprochen werden können, ist das Angebot einer intuitiven Zahlmethode von großer Bedeutung. Die Angebote müssen den individuellen Bedürfnissen angepasst werden, sodass die Dienste in multimodale Tür-zu-Tür-Angebote verwandelt werden und verschiedene Verkehrsoptionen von verschiedenen Akteuren kombinieren.

Welche zukunftsfähigen Ticketlösungen gibt es bereits und welche Herausforderungen können Sie lösen?

Die Herausforderung besteht darin, alle Dimensionen von Mobilitätsdienstleistungen zusammenzuführen, um sie nahtlos und reibungslos zu gestalten. Um diese zu meistern, stehen wir Verkehrsbetreibern mit unseren zukunftsfähigen Ticketlösungen als zuverlässiger Partner zur Seite. Die Vision ist es, eine Plattform zu schaffen, indem alles miteinander verbunden ist: Privater und öffentlicher Verkehr, Owned und Shared Mobility, wobei auch individuelle und On-Demand-Nutzung einbezogen werden. Jede Dienstleistung soll, unseren Kunden und den Reisenden, zur Verfügung stehen. Dieser Ansatz wird stark von unserer Fahrgeldmanagement-Technologie angetrieben, die eine dieser Plattformen werden kann, auf der alle Dimensionen der neuen Mobilität vereint werden.
Open Payment ist eine dieser Lösungen und erleichtert sowohl den Verkehrsbetrieben, als auch Fahrgästen das Leben. Besonders ist, dass Fahrgäste kein gesondertes Ticket mehr benötigen, sondern bequem eine bereits vorhandene kontaktlose Kredit- oder Debitkarte, oder ein mobiles Zahlmedium, nutzen, um für die Fahrt zu zahlen. Wissen über das oft komplexe Tarifsystem wird somit obsolet. Dieses angenehme Kundenerlebnis können Verkehrsbetriebe ihren Fahrgästen, dank der skalierbaren und modularen Systemarchitektur, innerhalb von drei Monate bieten. Mit dem Start eines Pilotprojektes lernen die einzelnen Zielgruppen die neue Technologie kennen und sammeln Erfahrung. In einem nächsten Schritt wird ein Subsystem, parallel zum bisherigen System, eingeführt. Im letzten Schritt erfolgt die Ausweitung des Systems auf das gesamte Netzwerk. Im Fokus stehen dabei immer die Anforderungen und Bedürfnisse der Verkehrsbetreiber und die der Fahrgäste.

Werden Technologien, wie Open Payment, in Deutschland bereits eingesetzt?

Anfang September 2020 wurde das erste kontaktlose ÖPNV-System in Deutschland eingeführt: BONNsmart, das die Technologie von FareGo Open Payment nutzt. Gemeinsam mit den Partnern Visa, Postbank und dem Kompetenzcenter Digitalisierung NRW machte die SWB Bus und Bahn einen großen Schritt Richtung Fahrgastzufriedenheit und zu einem attraktiven ÖPNV. Vor Einführung stand die SWB vor der Herausforderung, auch Personen ohne Orts- oder Tarifkenntnissen einen unkomplizierten Zugang zum Nahverkehr zu ermöglichen und zeitgleich Kosten und Aufwand zu reduzieren. Mit FareGo Open Payment gelangen all diese Schritte. Auch in diesem Jahr steht uns ein weiterer aufregender Schritt bevor: Die Einführung unseres CiBo-Projekts in Hamburg. Bei CiBo –das bedeutet Check-in/Be-out – starten die Fahrgäste ihre Fahrt selbständig per App, nachdem sie das Fahrzeug betreten haben. Bei Verlassendes Fahrzeuges erkennt das System die Abwesenheit automatisch und schließt die Fahrtenkonstruktion im Hintergrund ab. Diese Technologie basiert auf einem Be-in/Be-out System, welches von Scheidt & Bachmann bereits seit mehr als 15 Jahren entwickelt wird. Scheidt & Bachmann gehört damit zu den Pionieren auf diesem Gebiet.

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