Aus dem Verband

Baustein für Baustein enkelgerecht

Mit ihren Bussen und Bahnen stehen die Verkehrsunternehmen grundsätzlich für nachhaltige Mobilität. Nachhaltigkeit bedeutet jedoch weit mehr als nur Klimaschutz. „VDV Das Magazin“ zeigt in einer dreiteiligen Serie, in welchen unterschied­lichen Bereichen sich Verkehrsunternehmen in ihren Städten dafür engagieren, die globalen Ziele für Nachhaltigkeit zu erreichen.


September 2015: 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschieden in New York die globale „Agenda 2030“. Für die nachhaltige Entwicklung der Welt geben 17 konkrete Ziele erstmalig einen verbindlichen Rahmen vor – die Sustainable Development Goals (SDGs). Auch die Bundesregierung hat sich verpflichtet, die Agenda 2030 umzusetzen, und ihre nationale Nachhaltigkeitsstrategie in der Neuauflage von 2016 auf den SDGs aufgebaut. „Aber nicht nur Regierungen und die Wirtschaft – und damit natürlich auch wir als Verkehrsunternehmen – sind jetzt gefordert, sondern jeder Einzelne auf diesem Planeten“, verdeutlicht Gerrit Poel die Dringlichkeit. Der Geschäftsführer der VDV-Landesgruppe Bayern koordiniert innerhalb des Verbands bundesweit die Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit. Schon seit zehn Jahren befasst sich beim VDV ein Ausschuss mit dem Thema Nachhaltigkeit. Nachdem die Agenda 2030 verabschiedet worden war und die Bundesregierung Anfang des vergangenen Jahres eine Neuauflage ihrer Nachhaltigkeitsstrategie vorgelegt hatte, bekam das Thema verbandsintern und in der Öffentlichkeit noch einmal Schub. „Die Verkehrsunternehmen tragen schon jetzt mit ihrer Arbeit an vielen Stellen dazu bei, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagt Gerrit Poel. Von den insgesamt 17 SDGs (siehe weiter unten) haben die Verkehrsunternehmen neun ins Auge gefasst, bei denen sie verstärkt daran arbeiten, diese Ziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen:

„VDV Das Magazin“ stellt im Folgenden und in den kommenden Ausgaben die unterschiedlichen Aktivitäten verschiedener Verkehrsunternehmen zu diesen neun SDGs vor.

LEIPZIGER VERKEHRSBETRIEBE FÖRDERN INNOVATIVES LEBENSLANGES LERNEN

Die Leipziger Verkehrsbetriebe nutzen die Digitalisierung im partizipativen Projekt „Mobile Arbeit wird digital – Digitale Arbeit wird mobil“: Fahrerinnen und Fahrer wurden innovativ mit Tablets ausgerüstet und vernetzt, bilden sich weiter und entwickeln gemeinsam Anwendungsfelder für die Praxis. Auch den Beschäftigten im Büro wird zukünftig ein stärker selbstbestimmtes, orts- und zeitflexibles digital-mobiles Arbeiten ermöglicht. Auszubildende für die Verkehrsbetriebe, Wasserwerke und Stadtwerke lernen sich in der Leipziger Gruppe im Bildungsverbund kennen. Allein für die Verkehrsbetriebe wird in 16 Berufen mit dem Angebot der Übernahme ausgebildet. Der Bedarf an Fachkräften, Aus- und Weiterbildung auch für Quereinsteiger sowie ein lebenslanges Lernen sind Herausforderungen für Unternehmen wie Beschäftigte. Denn bis 2030 werden bei den Verkehrsbetrieben aufgrund der Altersstruktur und in der wachsenden Stadt etwa noch einmal so viele Mitarbeiter wie heute benötigt. Für Leipzig sind die Verkehrsbetriebe in der Daseinsvorsorge unverzichtbar, auch beim Schülertransport. In Bildungsprojekten, etwa für Schüler und Senioren, werden Mobilitätswege mit sicherer Nutzung des ÖPNV aufgezeigt.



BERUF UND FAMILIE VEREINBAREN: BVG UNTERSTÜTZT IHRE MITARBEITER

Anerkannt vom Europäischen Verband der öffentlichen Arbeitgeber und Unternehmen (CEEP) haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mehrfach den Nachweis erbracht, dass ihre Geschäftspolitik vom Anspruch geleitet ist, nachhaltig zu sein. Dazu zählt auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ein Unterziel des SDG 5 ist es, die geteilte Verantwortung innerhalb eines Haushalts und einer Familie zu fördern, anzuerkennen und wertzuschätzen. Die BVG sieht sich in einer sozialen Verantwortung für die Familien ihrer Mitarbeiter und hat dabei Kinder und Pflegebedürftige im Blick. Beispielsweise informieren externe Referenten zielgruppengerecht über das Thema Pflege. Zudem bietet die BVG Veranstaltungen für Eltern und Kinder an. Das Eltern-Kind-Büro spricht vor allem Väter und Mütter in der Verwaltung an. An Eltern, die auf den Betriebshöfen arbeiten, richtet sich die Kindernotfallbetreuung. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie tragen auch die BVG-Führungskräfte Verantwortung. Zu ihrem Basisprofil gehört der Baustein „Familien- und lebensphasenbewusstes Führen“. Seit 2009 ist die BVG nach dem Audit „Beruf und Familie“ zertifiziert.



FREIBURG: ÖPNV-AUSBAU UND STADTENTWICKLUNG VERKNÜPFT

In Freiburg sind Stadt- und Mobilitätsplanung seit jeher eng verzahnt. Mehr als 80 Prozent aller Einwohner Freiburgs wohnen nicht mehr als 500 Meter von einer Stadtbahnhaltestelle entfernt – was nur funktioniert, wenn neue Strecken im Zentrum der Bebauung geplant werden. Das begünstigt eine gegenüber dem ÖPNV positive Einstellung. Vorrangschaltungen an Ampeln, eigene Gleiskörper und ein nahezu hundertprozentiges Angebot an Niederflurbahnen beschleunigen den ÖPNV und ermöglichen eine barrierefreie Nutzung. Tagsüber fahren die Stadtbahnen im Sechs-, 7,5- und Zehn-Minuten-Takt. Rein rechnerisch nutzt jeder Einwohner einmal am Tag die Busse und Bahnen der Freiburger Verkehrs AG (VAG). Im vergangenen Jahr wurden rund 80,5 Millionen Fahrgäste gezählt – etwa 220.000 pro Tag. Die Zahl der Wege, die innerhalb Freiburgs mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, dürfte nochmals deutlich über der ÖPNV-Nutzung liegen. Aufgabe der VAG ist es, ein attraktives Angebot an Bus- und Stadtbahnverkehren bereitzustellen, das nicht nur barrierefrei und möglichst schnell, sondern auch leicht verständlich ist. Vor allem bei den Tarifen: Die Regiokarte des Regio-Verkehrsverbundes Freiburg (RVF) hat keine Zoneneinteilung, und die Bartarife umfassen maximal drei Preisstufen.



ÜSTRA: IN FÜNF JAHREN KOMPLETT ELEKTRISCH DURCH HANNOVERS UMWELTZONE

Mit ihrer Elektrobusoffensive möchte die Üstra bis 2023 innerhalb der Umweltzone Hannovers komplett elektrisch fahren. Auf sechs Linien sowie auf zwei Betriebshöfen wird dazu schrittweise die Ladeinfrastruktur installiert. Da das Stadtbahnnetz gut ausgebaut ist, gibt es über diese sechs Linien hinaus nur wenige Busse, die die Umweltzone befahren. Bis 2023 will die Üstra 48 neue E-Busse anschaffen – davon 18 Gelenkbusse. Die Fahrzeuge legen jeden Tag zwischen 200 und 300 Kilometer zurück, vereinzelt sogar mehr. Deshalb ist es notwendig, die Batterien unterwegs nachzuladen. Das soll innerhalb der Wendezeiten an den Endpunkten der Linien erfolgen. Vom Busdach fährt ein Strom-abnehmer zum Lademast aus. In den kommenden Jahren sollen die Endpunkte der sechs Linien komplett mit Nachlademöglichkeiten für die E-Busse ausgerüstet werden. Zudem sollen die Betriebshöfe vollständig für die Elektrifizierung der Busflotte ausgestattet werden. Damit die E-Busse auf den beiden Betriebshöfen an ihre Energie kommen, wird eine neue Stromversorgung aufgebaut. Aufgrund des Betriebskonzeptes ist ein Mischbetrieb von Elektrobussen und Dieselbussen problemlos möglich.


Am 25. September 2015 verabschiedeten 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen in New York die „Agenda 2030“ für nachhaltige Entwicklung. Diese 17 Ziele (Sustainable Development Goals – SDGs) und 169 Unterziele konkretisieren die Agenda. Insgesamt ergibt sich ein Orientierungsrahmen für eine weltweite nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030.

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