ÖPNV 2019: Fahrgastzahlen leicht im Plus

Es ist der 22. Fahrgast-Rekord in Folge: 10,4 Mrd. Menschen nutzten 2019 den ÖPNV. Damit sind Busse und Bahnen auf hohem Niveau erneut gewachsen – allerdings nur leicht. Mit 0,3 Prozent gegenüber 2018 verzeichnet die Branche das geringste Wachstum seit zehn Jahren. Für die Branche ist das ein Signal, "dass wir schneller und mehr in den Ausbau und die Grunderneuerung des ÖPNV investieren müssen", sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann auf der Jahres-Pressekonferenz (Foto). Erfreulich sei aus Branchensicht die für die Finanzierung der Angebote notwendige Steigerung bei den Erlösen aus dem Ticketverkauf: 2019 lagen die Einnahmen mit insgesamt 13,3 Milliarden Euro um rund 2,2 Prozent höher als im Jahr davor. Wortmann: „Die Ticketeinnahmen sind für die Verkehrsunternehmen die wesentliche Finanzierungssäule, um den Betrieb im ÖPNV zu finanzieren. Jeder Euro dieser Einnahmen fließt direkt in Personal- und Betrieb.“

365-Euro-Tickets bremsen die Verkehrswende aus

Den Überlegungen, Jahrestickets zum Preis von 365 Euro einzuführen, erteilt der VDV zum jetzigen Zeitpunkt eine deutliche Absage. Derzeit würden diese Tickets die Verkehrswende eher ausbremsen als beflügeln. „Der sofortige Einnahmeverlust läge bundesweit bei mindestens vier Milliarden Euro jährlich“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Vielmehr müssten die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel zunächst dringend in den Ausbau und die Modernisierung des ÖPNV fließen. VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff (Foto) sieht in solchen Ticketangeboten „nicht die Antwort auf die Versäumnisse der Vergangenheit.“ Der Ruf nach der Einführung des 365-Euro-Tickets sei „eine attraktive Parole für den Moment und in Wahrheit eine Hypothek für die Zukunft“, so der VDV-Hauptgeschäftsführer während der Jahrespressekonferenz.

Deutschland-Takt: mehr Stabilität für Schienengüterverkehr

Der Schienengüterverkehr soll bei den Planungen für den Deutschland-Takt stärker berücksichtigt werden. Dafür spricht sich der VDV aus. „Wir brauchen gerade für den Schienengüterverkehr mehr Stabilität und Flexibilität im Netz“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann (Foto). Wie das erreicht werden kann, verdeutlicht der VDV anhand einer Liste mit 513 Maßnahmen und möglichen Lösungen auf. Viele der Verbesserungsvorschläge sollten zeitnah umgesetzt werden – überwiegend kleinere oder mittlere Baumaßnahmen wie die Elektrifizierung der letzten Meile, Lückenschlüsse oder zusätzliche Abstellanlagen. „Diese sind schnell umsetzbar und brächten sofortige Entlastung im Schienennetz“, sagt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff: „Für solche Maßnahmen gibt es allerdings bislang keine finanzielle Förderung durch den Bund.“ Der VDV fordert deshalb einen weiteren Finanzierungstopf für die Infrastruktur, der die bestehende Finanzierungslücke zwischen der gerade unterzeichneten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV III) und den großen Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplans schließt. Oliver Wolff: „Für die vielen kleinen und mittleren Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Netzstabilität wären zunächst 50 bis 100 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr ausreichend.“ Gemessen am Gesamtvolumen der Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur sei das ein relativ geringer Betrag, der allerdings große Wirkungen entfalten würde. „Es geht darum, die Resilienz des Gesamtnetzes zu erhöhen“, so Oliver Wolff. Derzeit arbeitet der VDV außerdem an einer aktualisierten Übersicht mit konkreten Elektrifizierungsvorschlägen fürs Schienennetz.

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