Ein weiß-blauer PKP Intercity Pendolino Hochgeschwindigkeitszug fährt auf Bahngleisen durch eine ländliche Gegend in Polen.
Europa
9 Min
8. Juni 2025

Polnisches Hochgeschwindigkeitsnetz erreicht (fast) Usedom

Die steigende Nachfrage nach schnellen und komfortablen Verbindungen zu den beliebten Ferienzielen auf den beiden Ostseeinseln Wolin und Usedom lässt das polnische Hochgeschwindigkeitsnetz weiter wachsen. Wie mehrere polnische Zeitungen, darunter auch Onet Podróże (Link), berichteten, führt das polnische Fernverkehrsunternehmen PKP Intercity ab dem Sommer 2025 eine Direktverbindung mit Pendolino-Zügen zwischen Warschau und Świnoujście (Swinemünde) ein.

Ab dem 18. Juni 2025 soll die neue Verbindung den Fahrgästen eine deutliche Zeitersparnis auf der Strecke zwischen der polnischen Hauptstadt und dem beliebten Ostseebad bieten. Bisher war die Anreise nach Świnoujście von Warschau aus oft mit längeren Fahrzeiten und Umstiegen verbunden. Die neue Direktverbindung mit den modernen Pendolino-Hochgeschwindigkeitszügen verspricht nun eine Reisezeit von nur rund 5 Stunden und 40 Minuten. Hierbei wird ein tägliches Zugpaar der wichtigen Verbindung von Warschau nach Stettin bis an die Ostsee verlängert. Gleichzeitig hat die Bevölkerung der deutsch-polnischen Ostseeregion damit auch Zugang zu einer schnellen und komfortablen Direktverbindung nach Warschau.

Eingesetzt werden sollen Fahrzeuge der PKP-Baureihe ED250, Pendolino-Züge des französischen Herstellers Alstom in der Produktkategorie „Express InterCity Premium“, der höchsten Kategorie im polnischen Fernverkehr. Der Hochgeschwindigkeitszug ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausgelegt, wobei im polnischen Netz bis zu 200 km/h erreicht werden können. Die Infrastruktur zwischen Warschau und Stettin erlaubt einen durchgängigen Betrieb mit bis zu 160 km/h, bei der Weiterfahrt von Stettin nach Świnoujście sind weitgehend 120 km/h möglich. Insgesamt wird es im Sommer 2025 pro Tag 13 Verbindungen von PKP Intercity nach Świnoujście geben.

Schwierige Anbindung von Świnoujście an das polnische Netz

Die Anbindung an das polnische Hochgeschwindigkeitsnetz ist auch deshalb so bemerkenswert, weil die Bedingungen hierfür nicht wirklich günstig sind: Die auf Usedom liegende Stadt Swinemünde gehörte früher zu Deutschland und wurde seit 1875 über die Usedomer Bahnstrecke Ducherow–Heringsdorf–Wolgaster Fähre angebunden. Seit der Zugehörigkeit zu Polen ab 1945 wird Świnoujście über die Nachbarinsel Wolin durch das polnische Eisenbahnnetz versorgt; Fahrgäste müssen den Ostseearm Swine über- oder unterqueren. Eine direkte Schienenverbindung zwischen Wolin und Usedom besteht nicht und ist auch nicht geplant. Im Jahr 2008 ging auf der Usedomer Seite zwar der Bahnhof Świnoujście Centrum in Betrieb, dieser wird aktuell aber ausschließlich durch den deutschen Nahverkehr bedient. Eine Fernverkehrsanbindung scheidet hier sowohl aufgrund der Infrastruktur des kurzen Kopfbahnhofs als auch aufgrund des langen Umwegs über Züssow aus.

Ein weiß-blauer Pendolino-Hochgeschwindigkeitszug fährt aus der Vogelperspektive durch eine herbstliche, ländliche Landschaft mit Feldern und bunten Laubbäumen.

Polens Fernverkehr entwickelt sich positiv

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Angebot von PKP Intercity erheblich gewandelt: von veralteten Zügen mit langen Reisezeiten der postkommunistischen Ära hin zu einem modernen, zuverlässigen und komfortablen Hochgeschwindigkeitsnetz. Ein Schlüsselmoment war dabei die Einführung der Express-InterCity-Premium-Verbindungen mit Pendolino-Zügen im Jahr 2014, die erstmals Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h im regulären Betrieb ermöglichten.

Seitdem investiert Polen in die Erneuerung und den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur. Neue Fahrzeuge, modernisierte Bahnhöfe und ein dichterer Fahrplan verbessern die Erreichbarkeit auch abgelegener Regionen. Gleichzeitig wurde das Tarifsystem vereinfacht und digitale Services wie Online-Tickets und Echtzeitinformationen eingeführt. Steigende Fahrgastzahlen deuten auf den Erfolg dieser Strategie hin - allein im Jahr 2023 nutzten über 60 Millionen Reisende die Fernverkehrszüge von PKP Intercity.

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Der Fernverkehr der PKP Intercity:

EuroCity (EC): 
Diese international verkehrenden Züge bedienen die wichtigsten Fernstrecken und erfordern eine Sitzplatzreservierung.


Express InterCity Premium (EIP):
Diese national eingesetzten Hochgeschwindigkeitszüge bestehen aus modernen, komfortablen Pendolino-Triebzügen der PKP Intercity und sind reservierungspflichtig.

Express InterCity (EIC): Innerhalb des Landes auf den bedeutendsten Fernverkehrsverbindungen unterwegs, bieten diese Züge moderne Wagen mit Klimaanlage und häufig auch WLAN. Eine Reservierung ist erforderlich.

Intercity (IC):
Diese Zugkategorie wurde im Dezember 2014 neu eingeführt und umfasst modernisierte oder neue Wagen mit ergonomischen Sitzen, Klimaanlage und Signalverstärkern für Mobiltelefone. Zudem verfügen IC-Züge über einen Bar- oder Speisewagen. Preislich liegen sie auf dem Niveau der TLK-Züge.

Twoje Linie Kolejowe (TLK): Als günstige Alternative im Fern- und Nachtverkehr bieten diese reservierungspflichtigen Züge seit Dezember 2014 keinen Bar- oder Speisewagen mehr, sondern lediglich einen „SnackPoint“ bzw. Imbiss an Bord. Langfristig ist die Einstellung dieser Marke vorgesehen.

Quellen:

PKP Intercity,
https://www.intercity.pl/en/

Informationen zur PKP-Baureihe ED250,
https://www.hochgeschwindigkeitszuege.com/polen/ed250.php

Die Pendolino-Serie von Alstom,
https://www.alstom.com/solutions/rolling-stock/avelia-high-speed-trains-best-way-travel-fast

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