Vorbereitungen laufen seit dem Herbst
Bei Moia finden bereits seit dem Herbst Tests mit Mitarbeitenden statt, die den Erprobungsbetrieb mit Testnutzerinnen und -nutzern vorbereiten. Die Tests umfassen nicht nur die reine autonome Fahrfunktion im dichten Verkehr, sondern beinhalten alle Aspekte, die für eine sichere und komfortable Beförderung von Kunden notwendig sind. Software übernimmt mithilfe künstlicher Intelligenz all jene Aufgaben, die bisher durch das Fahrpersonal übernommen wurden. Moia arbeitet im Projekt in einer Doppelrolle: Neben dem Betrieb des ID. Buzz AD stellt das Unternehmen die Betriebs- und Ridepooling-Software für beide Betreiber und Fahrzeugtypen bereit und fügt im Verlaufe des Projekts alle Bestandteile in einem umfassenden Angebot zusammen. Die zweite Hälfte der für den Testbetrieb vorgesehenen autonomen Shuttles sind Entwicklungen von Kleinbussen namens „Holon urban“ mit Platz für bis zu 15 Fahrgäste. Das Tochterunternehmen des Automobilzulieferers Benteler wird damit erstmalig auf den Straßen einer deutschen Großstadt unterwegs sein. Für den autonomen Betrieb nutzen beide Fahrzeugtypen die Technologie von Mobileye. Gegründet in Israel, wurde das Unternehmen 2017 vom US-amerikanischen Halbleiterproduzenten Intel übernommen. Jedes Fahrzeug verfügt über zwei voneinander unabhängige Systeme aus Kameras sowie Radar- und Lidarsensoren, die für einen Rundumblick sorgen, diesen auf einen Hochleistungsrechner schaffen und Fahrbefehle umsetzen.
Der ID. Buzz AD soll das erste autonome Serienfahrzeug von Volkswagen werden. Erste Tests auf öffentlichen Straßen hat er erfolgreich hinter sich gebracht – mit Sicherheitsfahrer.
Eigener Betriebshof für die Shuttles
Unterdessen entsteht auch eine Infrastruktur für die autonome Shuttleflotte. An zentraler Stelle des von diesen Fahrzeugen bedienten Gebiets baut die Hochbahn den ersten Betriebshof – mit Ladeinfrastruktur, Werkstatt, Verwaltungsgebäude und Platz für zehn Fahrzeuge. Zur Stromerzeugung kommen dort Photovoltaikanlagen zum Einsatz. Die Gebäude werden so konzipiert, dass sie demontierbar und damit an anderer Stelle wiederverwendbar sind, ein großer Beitrag zur Nachhaltigkeit. Von diesem Betriebshof aus sollen die Holon-Shuttles zu ihren Testfahrten aufbrechen.
Für den Start ins autonome ÖPNV-Zeitalter muss über die Fahrzeugtechnik hinaus hinter den Kulissen eine Menge an Details durchdacht und vorbereitet werden. Hochbahn-Projektleiterin Ulrike Arndt beschreibt: „Für uns als ÖPNV-Betrieb spielt nicht nur ein sicheres und zuverlässiges Selbstfahrsystem eine zentrale Rolle, sondern auch die Automatisierung der klassischen Fahrernebentätigkeiten.“ Ob Türkalibrierung, Rampensteuerung oder das Aufstellen eines Warndreiecks: „Die Liste an Aufgaben, die über das reine Fahren hinausgehen, ist lang und essenziell für einen reibungslosen Betrieb.“
Zu den Aufgaben zählt weiterhin der Aufbau und die Erprobung einer Leitstelle, die den Betriebsablauf der autonomen Fahrzeuge im Blick hat und bei Unregelmäßigkeiten schnell eingreifen kann. Und nicht zuletzt, betont Ulrike Arndt: „,Alike‘ verfolgt das Ziel, einen autonomen Level-4-Betrieb zu realisieren. Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir an allen Aspekten, die für einen autonomen ÖPNV-Betrieb relevant sind – von den technischen Voraussetzungen, die ein Fahren ohne Sicherheitsfahrer nach Projekt- ende ermöglichen, bis hin zu prozessualen und kundenseitigen Anforderungen.“
Die Basis für die autonomen Fahrzeuge im Projekt „Ahoi“ von vhh.mobility ist das E-Shuttle von eVersum. Die Fahrzeuge werden neun Sitzplätze haben sowie zusätzlich Stellfläche für einen Rollstuhl oder Kinderwagen.
vhh.mobility baut gemischte Flotte auf
Auch vhh.mobility – die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein – treiben die Einführung des autonomen Fahrens im Süden und jenseits der Citylagen in der Hansestadt voran. Vor wenigen Jahren noch ein reiner Busbetrieb, entwickelt sich das Verkehrsunternehmen zu einem Anbieter moderner Mobilitätsdienstleistungen. Von manuell zu autonom: Ziel eines aktuellen Projekts ist es, zunächst eine gemischte Flotte für den On-Demand-Betrieb aufzubauen, zu testen und in den Regelbetrieb zu überführen. Der Projektname „Ahoi“ klingt wie ein Seemannsruf, steht aber für „Automatisierung des Hamburger On-Demand-Angebots mit Integration in den ÖPNV“. „Das Besondere ist, dass wir das komplette Know-how innerhalb unseres Unternehmens aufbauen und weiterentwickeln“, erklärt Lennart Meyer, Pressesprecher bei vhh.mobility.
Testfahrten im Süden Hamburgs
Im Rahmen einer Kooperation mit der Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) soll im zweiten Halbjahr das erste von fünf autonomen Fahrzeugen des Herstellers eVersum eintreffen und mit Sicherheitsfahrpersonal an Bord voraussichtlich Anfang 2026 in den Testbetrieb im Süden Hamburgs auf die Straße gehen. Start und Ziel der Testfahrten wird ein eigener Shuttle-Betriebshof in Harburg, dessen Baubeginn für die Mitte des Jahres geplant ist. Unter technischer Aufsicht werden die neuen Fahrzeuge in den bestehenden On-Demand-Service „hvv hop“ mit den manuell betriebenen „London-Taxis“ des Herstellers LEVC integriert – auch Fahrgäste dürfen bereits 2026 an Bord der autonomen Kleinbusse gehen, allerdings noch im Rahmen einer geschlossenen Nutzergruppe. Der Bund unterstützt das Projekt, an dem unter der Leitung von vhh.mobility unter anderen das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, die TU Hamburg, die städtische Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie der VDV beteiligt sind, mit 18 Millionen Euro. Perspektivisch soll die Flotte um bis zu 20 Fahrzeuge auf dem vollautomatischen Level 4 erweitert werden, die dann auch in das Datenökosystem von „hvv hop“ eingebettet sein werden. „Unser Ziel ist es, dass es Mitte 2027 nach Ende des Projekts nahtlos weitergeht“, unterstreicht Pressesprecher Lennart Meyer: „Wir arbeiten darauf hin, die Fahrzeuge langfristig in die Flotte zu integrieren.“ Denn gegen Ende der 2020er-Jahre soll in Hamburg der Hochlauf der autonomen On- Demand-Shuttles und damit die Mobilitätswende an Schwung gewinnen.
Weitere Infos unter:
http://bit.ly/hochbahn_autonom
http://vhh-mobility.de/hop/ahoi
VDV-Positionspapier unter:
www.vdv.de/positionen