Der Wettlauf um möglichst große Anteile aus den Fördertöpfen ist in vollem Gange. Bund und Länder wollen den ÖPNV stärken, dessen Finanzierung auf eine neue gesetzliche Grundlage stellen und den Modernisierungspakt starten. Das heißt: In den kommenden Jahren wird die Politik erhebliche Mittel für Investitionen zur Verfügung stellen. „Vielleicht geschieht das in diesem Umfang und für lange Zeit zum letzten Mal“, verdeutlicht VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff (siehe auch Interview): „Deshalb gilt es jetzt, gute Argumente für die Mobilität und den ÖPNV zu liefern.“ Ziel ist es, in der Politik und in der Bevölkerung das Verständnis dafür zu stärken, dass sich Investitionen in den ÖPNV und seine Infrastruktur lohnen. Analog zum deutschlandweiten Leistungskostengutachten, das im Juni vorgestellt wurde („VDV Das Magazin“ berichtete), hat der VDV regionale Gutachten für alle Bundesländer erstellen lassen. Sie fassen jeweils die aktuelle Lage des ÖPNV zusammen und zeigen in den Szenarien „Modernisierung 2040“ und „Deutschlandangebot 2040“ auf, wie sich der ÖPNV in der Region entwickeln könnte – vorausgesetzt, dessen finanzielle Situation würde gestärkt. Die wichtigsten Zahlen und Ergebnisse für jedes Bundesland werden nach und nach unter www.bewegt-uns-alle.de abrufbar sein.
Veranstaltungen in allen 16 Bundesländern
Bis ins Frühjahr 2026 gibt es in allen 16 Bundesländern öffentliche Veranstaltungen. „Dabei setzen wir auf unterschiedliche Dialogformate wie Publikumsveranstaltungen mit örtlichen Medien, parlamentarische Abende in Landeshauptstädten sowie Hintergrundgespräche mit Landesministerinnen und -ministern“, erläutert Anna-Marie Peter, Leiterin Kampagnenbüro bei Deutschland mobil 2030. Auftakt war Ende September in Magdeburg, danach ging es weiter in Straubing. Die nächsten Termine sind in Mainz (4.11.), Stuttgart (11.11.), Erfurt (18.11.), Kiel (19.11.) und Potsdam (26.11.) geplant. Wie schon bei früheren VDV-Kampagnen steht für die Verkehrsunternehmen wieder ein digitaler „Baukasten“ zur Verfügung, aus dem Vorlagen für die individuelle Kommunikation kostenlos heruntergeladen werden können.
Aktuell befindet sich der ÖPNV in einer Abwärtsspirale. Die ist jedoch mit adäquaten Mittelzuwächsen zu stoppen, so ein Ergebnis des bundesweiten Leistungskostengutachtens. Würde die öffentliche Hand verlässlich mit vier bis sieben Prozent mehr Geld gegensteuern, ließen sich die Mobilität und die Daseinsvorsorge für die Menschen in Deutschland deutlich verbessern. Im ersten Szenario würde die umfassende Modernisierung zur Bestandssicherung, flächendeckenden Erneuerung, qualitativen Verbesserung, Dekarbonisierung und zur Digitalisierung des heutigen ÖPNV-Angebots führen. Dafür würde der ÖPNV bis 2040 pro Jahr im Schnitt 1,44 Milliarden Euro mehr an öffentlichen Finanzmitteln benötigen. Das zweite Szenario sieht das Deutschlandangebot mit einem deutlich leistungsfähigeren ÖPNV vor. Es umfasst zusätzlich zu den zuvor skizzierten Maßnahmen einen umfassenden Angebotsausbau in Fläche und Taktung und schafft die Basis für einen Zuwachs von mehreren Milliarden Fahrgästen pro Jahr. Der ÖPNV wäre digital vernetzt, in Stadt und Land verlässlich verfügbar, klimaneutral, sicher und bezahlbar. Dafür müsste die öffentliche Hand ihren Finanzierungsbeitrag bis 2040 jedes Jahr um durchschnittlich 3,36 Milliarden Euro erhöhen.
Podium in Straubing (v. l.): Moderatorin Sonja Ettengruber, Markus Pannermayr (Straubinger Oberbürgermeister und Vorsitzender des Bayerischen Städtetages), Dr. Josef Rott (Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr), Dr. Vanessa Roden (ADFC Straubing) und Dr. Robert Frank (Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Bayern) diskutierten über die Perspektiven des ÖPNV in Bayern bis 2040.