Nahaufnahme einer modernen, hellblauen Straßenbahn in einer sonnigen Innenstadt. Die Bahn fährt in einer leichten Kurve. Auf der Zielanzeige steht der Slogan der VDV-Kampagne „BEWEGT UNS ALLE“ und darunter „Der ÖPNV in Deutschland“.
Verband & Branche
9 Min
28. Oktober 2025

ÖPNV-Kampagne liefert starke Argumente

Die hunderte Milliarden schweren Sondervermögen sind bewilligt und die Signale aus der Politik positiv. Vor allem mit Blick auf die Entscheiderinnen und Entscheider in Bund und Ländern verschafft der VDV den Interessen der Branche zusätzliches Gehör – mit der kürzlich gestarteten Kampagne „Bewegt uns alle: Der ÖPNV in Deutschland“.

Der Wettlauf um möglichst große Anteile aus den Fördertöpfen ist in vollem Gange. Bund und Länder wollen den ÖPNV stärken, dessen Finanzierung auf eine neue gesetzliche Grundlage stellen und den Modernisierungspakt starten. Das heißt: In den kommenden Jahren wird die Politik erhebliche Mittel für Investitionen zur Verfügung stellen. „Vielleicht geschieht das in diesem Umfang und für lange Zeit zum letzten Mal“, verdeutlicht VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff (siehe auch Interview): „Deshalb gilt es jetzt, gute Argumente für die Mobilität und den ÖPNV zu liefern.“ Ziel ist es, in der Politik und in der Bevölkerung das Verständnis dafür zu stärken, dass sich Investitionen in den ÖPNV und seine Infrastruktur lohnen. Analog zum deutschlandweiten Leistungskostengutachten, das im Juni vorgestellt wurde („VDV Das Magazin“ berichtete), hat der VDV regionale Gutachten für alle Bundesländer erstellen lassen. Sie fassen jeweils die aktuelle Lage des ÖPNV zusammen und zeigen in den Szenarien „Modernisierung 2040“ und „Deutschlandangebot 2040“ auf, wie sich der ÖPNV in der Region entwickeln könnte – vorausgesetzt, dessen finanzielle Situation würde gestärkt. Die wichtigsten Zahlen und Ergebnisse für jedes Bundesland werden nach und nach unter www.bewegt-uns-alle.de abrufbar sein.

Collage der VDV-Kampagne „Bewegt uns alle“ mit Argumenten für den ÖPNV: Mehr Jobs, 3 Mio. Tonnen CO2-Einsparung, 28% mehr Nachfrage in Bayern und besseres On-Demand-Angebot in Sachsen-Anhalt.

Veranstaltungen in allen 16 Bundesländern

Bis ins Frühjahr 2026 gibt es in allen 16 Bundesländern öffentliche Veranstaltungen. „Dabei setzen wir auf unterschiedliche Dialogformate wie Publikumsveranstaltungen mit örtlichen Medien, parlamentarische Abende in Landeshauptstädten sowie Hintergrundgespräche mit Landesministerinnen und -ministern“, erläutert Anna-Marie Peter, Leiterin Kampagnenbüro bei Deutschland mobil 2030. Auftakt war Ende September in Magdeburg, danach ging es weiter in Straubing. Die nächsten Termine sind in Mainz (4.11.), Stuttgart (11.11.), Erfurt (18.11.), Kiel (19.11.) und Potsdam (26.11.) geplant. Wie schon bei früheren VDV-­Kampagnen steht für die Verkehrsunternehmen wieder ein digitaler „Baukasten“ zur Verfügung, aus dem Vorlagen für die individuelle Kommunikation kostenlos heruntergeladen werden können.

Aktuell befindet sich der ÖPNV in einer Abwärtsspirale. Die ist jedoch mit adäquaten Mittelzuwächsen zu stoppen, so ein Ergebnis des bundesweiten Leistungskostengutachtens. Würde die öffentliche Hand verlässlich mit vier bis sieben Prozent mehr Geld gegensteuern, ließen sich die Mobilität und die Daseinsvorsorge für die Menschen in Deutschland deutlich verbessern. Im ersten Szenario würde die umfassende Modernisierung zur Bestandssicherung, flächendeckenden Erneuerung, qualitativen Verbesserung, Dekarbonisierung und zur Digitalisierung des heutigen ÖPNV-Angebots führen. Dafür würde der ÖPNV bis 2040 pro Jahr im Schnitt 1,44 Milliarden Euro mehr an öffentlichen Finanzmitteln benötigen. Das zweite Szenario sieht das Deutschlandangebot mit einem deutlich leistungsfähigeren ÖPNV vor. Es umfasst zusätzlich zu den zuvor skizzierten Maßnahmen einen umfassenden Angebotsausbau in Fläche und Taktung und schafft die Basis für einen Zuwachs von mehreren Milliarden Fahrgästen pro Jahr. Der ÖPNV wäre digital vernetzt, in Stadt und Land verlässlich verfügbar, klimaneutral, sicher und bezahlbar. Dafür müsste die öffentliche Hand ihren Finanzierungsbeitrag bis 2040 jedes Jahr um durchschnittlich 3,36 Milliarden Euro erhöhen.

Podium in Straubing (v. l.): Moderatorin Sonja Ettengruber, Markus Pannermayr (Straubinger Oberbürgermeister und Vorsitzender des Bayerischen Städtetages), Dr. Josef Rott (Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr), Dr. Vanessa Roden (ADFC Straubing) und Dr. Robert Frank (Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Bayern) diskutierten über die Perspektiven des ÖPNV in Bayern bis 2040.

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Portrait Anna-Maria Peter

"Wir setzen auf unterschiedliche Dialogformate wie Publikumsveranstaltungen mit örtlichen Medien, parlamentarische Abende sowie Hintergrundgespräche mit Landesministerinnen und -ministern."


Anna-Marie Peter

Leiterin Kampagnenbüro bei
Deutschland mobil 2030

Drei Fragen an VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff  zur neuen Branchenkommunikation

Herr Wolff, was will die Branche mit der Branchenkommunikation „Bewegt uns alle“ bezwecken?

» Oliver Wolff: Wir müssen öffentlich die Debatte anstoßen, welchen ÖPNV wir in Zukunft haben wollen. Mit den auf die Bundesländer heruntergebrochenen Ergebnissen des Leistungskostengutachtens haben wir viele gute Argumente für Investitionen in den ÖPNV, die sich lohnen. Im Sinne der beiden Entwicklungsszenarien „Modernisierung 2040“ und „Deutschlandangebot 2040“ wollen wir Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass ein deutlich besserer und nachhaltigerer ÖPNV möglich ist. Ein Weiter-so wie zuletzt gibt es nicht, denn wir befinden uns in einer qualitativen Abwärtsspirale.

Was sind die zentralen Botschaften?

» Ohne eine leistungsfähige und modernisierte Infrastruktur gibt es keine Verkehrswende und keine verlässliche öffentliche Mobilität. Das gilt für den Personen- und den Schienengüterverkehr. Aber nicht nur die Infrastruktur benötigt eine nachhaltige Finanzierung, sondern auch die Betriebskosten und die langfristigen Investitionen in Fahrzeuge und Personal müssen gedeckt werden. Die Branche ist ihrerseits bereit, einen deutlichen Eigenbeitrag für mehr Effizienz zu leisten. Der gesellschaftliche Mehrwert des ÖPNV liegt nicht nur in seinem Beitrag zum Klimaschutz. Er ist auch ein Motor für die wirtschaftliche Entwicklung, soziale Teilhabe und die Lebensqualität in allen Regionen dieses Landes.

Welchen Erfolg versprechen Sie sich von der Branchenkommunikation?

» Der öffentliche Verkehr ist ein unverzichtbarer Bestandteil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge und wichtig für den Wirtschaftsstandort. Mit Bussen und Bahnen fahren täglich Millionen von Pendlerinnen und Pendlern zur Arbeit, in die Uni oder zur Schule. Diese Menschen und unsere Wirtschaft sind auf einen hochwertigen und zuverlässigen ÖPNV angewiesen. Doch diesen können wir aktuell nicht mehr überall in gewohnter Qualität gewährleisten. Mit dieser Botschaft gehen wir in alle 16 Bundesländer und an den Bund. Und hier spricht die Branche auch geschlossen mit einer Stimme. Es kann natürlich niemand garantieren, welchen Erfolg wir mit dieser Initiative haben. Im Ringen um die Finanzmittel wären unsere Erfolgsaussichten und unsere Chancen, mehr Investitionen zu ermöglichen, ohne eine solche Initiative auf Basis des fachlich fundierten Gutachtens jedoch geringer.

Weitere Infos unter:

www.bewegt-uns-alle.de

Portrait Oliver Wolff

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff

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