Innovationen
9 Min
11. DEZEMBER 2025

Autonomes Fahren nimmt nächste Hürde

Das autonome Fahren im ÖPNV und auf öffentlichen Straßen ist einen weiteren Schritt näher gerückt. Für das autonome Level-4-Shuttle vom Typ „Holon urban“ hat das Kraftfahrt-Bundesamt die Genehmigung nach § 16 AFGBV erteilt. Die Abkürzung steht für Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung. Damit sind bundesweite Testfahrten im autonomen Fahrmodus mit Sicherheitsfahrpersonal möglich. 

In Hamburg geht das Shuttle-Fahrzeug im Rahmen des Projekts Alike“ („VDV Das Magazin“ berichtete) ab 2026 von einem speziellen Betriebshof aus auf die Straße. Es ist in einem etwa 37 Quadratkilometer großen Gebiet vom Stadtpark bis zur Elbe und vom Schlump bis nach Wandsbek unterwegs. Im Jahr 2026 wird der Betrieb sukzessive in Richtung Fahrgastnutzung weiterentwickelt. Ziel ist es, den autonomen Betrieb Schritt für Schritt in die Praxis des ÖPNV zu überführen und Erkenntnisse für den späteren Fahrgastbetrieb zu gewinnen.

Die Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe und die Hamburger Hochbahn treiben ihre Vision des autonomen Fahrens mit hohem Tempo voran. „Ein starkes Signal für den gesamten ÖPNV“, sagt Jan Brandstetter, Experte für autonomes Fahren beim VDV. Der Erfolg der beiden Unternehmen sei zugleich ein Erfolg der Branche: „Wir lernen gemeinsam, und die Ergebnisse und Erfahrungen werden konstruktiv in die entsprechenden VDV-Arbeitsgruppen eingebracht.“ Dieses Miteinander beschleunige die Entwicklung und stärke den Weg hin zu einem sicheren und zuverlässigen autonomen Betrieb im öffentlichen Verkehr.

In Hamburg erreicht das barrierefreie Fahrzeug bis zu 60 Stundenkilometer. Es bietet Platz für bis zu 15 Passagiere. Seine Fahraufgaben übernimmt das Shuttle vollständig autonom, überwacht vom Sicherheitsfahrpersonal an Bord. Zunächst begleiten Entwicklungsingenieurinnen und -ingenieure die Fahrten, um die Systeme kontinuierlich zu verbessern. Testpersonen dürfen im Rahmen der Erprobungsgenehmigung voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 zusteigen. Die Holon-Shuttles werden zum Jahreswechsel auf dem speziell für autonom fahrende Busse konzipierten Betriebshof „einziehen“, wo auch eine Leitstelle für autonomes Fahren aufgebaut wird.

Ein futuristischer, weiß-rot-schwarzer Holon Shuttle-Bus der Hamburger Hochbahn steht bei sonnigem Wetter auf einer Straße direkt vor der modernen, wellenförmigen Glasfassade der Elbphilharmonie Hamburg.

Die bundesweite Erprobungsgenehmigung ebnet den Weg für autonome Transportlösungen in Deutschland. Sie gilt bis Ende 2026 mit Option auf Verlängerung. Damit können die Systeme in unterschiedlichen Umgebungen überprüft werden – von Metropolen bis in ländliche Räume. Erlaubt sind Testfahrten auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Autobahnen sind derzeit ausgeschlossen. Das Bundesministerium für Verkehr fördert das Projekt „Alike“ mit 26 Millionen Euro.

Auch die Region Hannover und die Üstra bringen automatisierte Verkehre Schritt für Schritt in den Alltag. Seit Mitte September fährt in Burgdorf der erste vollautomatisierte Midi-Bus Deutschlands im Testbetrieb. Der elektrische Bus vom Typ „Karsan autonomous e-ATAK“ verkehrt auf einer festen Route durch die Stadt, unterstützt von modernsten Sensoren und von geschultem Sicherheitsfahrpersonal an Bord. Die wissenschaftliche Begleitung prüft dabei nicht nur die Technik, sondern auch die Akzeptanz, die Barrierefreiheit und das Fahrerlebnis. Hier ist der Testbetrieb seit Mitte September für registrierte volljährige Personen geöffnet.

Weitere Informationen:

Hamburger Hochbahn

ÜSTRA

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