Weitläufiges SBB-Gleisfeld bei Nacht mit zahlreichen beleuchteten Oberleitungsmasten, parkenden Regionalzügen und roten Lichtspuren eines fahrenden Zuges, das die Komplexität des Schweizer Schienennetzes zeigt.
EUROPA
9 Min
20. NOVEMBER 2025

Digitale Stellwerke: Wie die SBB mit Milliarden-Investition die Bahndigitalisierung vorantreibt

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben einen wichtigen Schritt für die Zukunft des Schienennetzes in Europa zurückgelegt. Mit der Vergabe von Rahmenverträgen im Wert von 1,4 Mrd. Schweizer Franken (im Oktober 2025 entspricht dies dem Wert von ca. 1,5 Mrd. Euro) für eine neue Generation digitaler Stellwerke leitet das Unternehmen eine grundlegende Modernisierung seiner Infrastruktur ein. Dieser Schritt ist ein zentraler Baustein der Bahndigitalisierung und verspricht, die Kapazität und Effizienz des dicht befahrenen Schweizer Netzes signifikant zu steigern. Von der höheren Pünktlichkeit und den engeren Taktungen profitieren nicht nur Passagiere, sondern das gesamte Bahnsystem.

Milliardeninvestition für mehr Kapazität und Zuverlässigkeit auf der Schiene

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben einen wichtigen Schritt für die Zukunft des Schienennetzes in Europa zurückgelegt. Mit der Vergabe von Rahmenverträgen im Wert von 1,4 Mrd. Schweizer Franken (im Oktober 2025 entspricht dies dem Wert von ca. 1,5 Mrd. Euro) für eine neue Generation digitaler Stellwerke leitet das Unternehmen eine grundlegende Modernisierung seiner Infrastruktur ein. Dieser Schritt ist ein zentraler Baustein der Bahndigitalisierung und verspricht, die Kapazität und Effizienz des dicht befahrenen Schweizer Netzes signifikant zu steigern. Von der höheren Pünktlichkeit und den engeren Taktungen profitieren nicht nur Passagiere, sondern das gesamte Bahnsystem.

Milliardeninvestition für mehr Kapazität und Zuverlässigkeit auf der Schiene

Die SBB hat die Aufträge für die Erneuerung ihrer Stellwerke an die Branchengrößen Hitachi, Siemens und Stadler Rail vergeben. Die Entscheidung ist das Ergebnis einer öffentlichen Ausschreibung und legt den Grundstein, um in den kommenden 20 Jahren rund 80 Prozent der bestehenden Anlagen zu ersetzen. Nach einer intensiven Erprobungsphase sollen die ersten neuen Systeme voraussichtlich 2029 in Betrieb gehen.

Ziel ist es, die Zuverlässigkeit im Bahnverkehr zu steigern und die Voraussetzungen zu schaffen, um mehr Züge in kürzeren Abständen verkehren zu lassen. Angesichts der prognostizierten Zunahme der Mobilität in der Schweiz ist dies ein entscheidender Schritt, um die Leistungsfähigkeit der Schiene als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs zu sichern.

Was ist ein digitales Stellwerk und welche Vorteile bringt es?

Ein digitales Stellwerk hebt den Eisenbahnbetrieb auf eine neue Stufe. Es macht die Eisenbahn fit für die Zukunft, es ist das digitale Gehirn des Bahnbetriebs. Im Gegensatz zu alter Relaistechnik steuern digitale Systeme Weichen, Signale und ganze Fahrstraßen softwarebasiert und zentralisiert. Die Vorteile digitaler Stellwerke für die Bahn sind vielfältig und fundamental:

Höhere Kapazität: Sie ermöglichen eine dynamischere und flexiblere Verkehrssteuerung, wodurch die Streckenkapazität erhöht wird.

 Gesteigerte Zuverlässigkeit: Standardisierte, modulare Komponenten und eine geringere Anfälligkeit für physischen Verschleiß machen den Betrieb stabiler.

Geringere Lebenszykluskosten: Obwohl die Anfangsinvestition hoch ist, sind Wartung und Betrieb günstiger, da weniger Hardware vor Ort benötigt wird und Updates per Software eingespielt werden können.

Grundlage für Innovation: Sie sind die zwingende Voraussetzung für weiterführende Technologien wie die Führerstandssignalisierung (ETCS Level 2/3) und automatisierten Fahrbetrieb (ATO).

Die Modernisierung der Bahninfrastruktur ist somit kein Selbstzweck, sondern der entscheidende Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene für die Zukunft zu sichern.

Vorfeld von Zürich HB.

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Abschied von der Relaistechnik: Der Weg zur Führerstandssignalisierung

Ein zentraler Grund, warum die Modernisierung von Stellwerken notwendig ist, liegt im Alter der bestehenden Infrastruktur. Rund die Hälfte der SBB-Stellwerke basiert noch auf Relaistechnik aus den 1950er-Jahren. Diese Anlagen haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, sind wartungsintensiv und das Fachwissen für ihren Unterhalt geht zunehmend verloren. Zudem sind sie technologisch ausgereizt, eine Erweiterung des Netzes ist damit kaum noch möglich.


Die neuen Systeme ebnen den Weg für die flächendeckende Einführung der Führerstandssignalisierung. Anstatt auf Signale an der Strecke zu achten, erhält der Lokführer alle relevanten Informationen wie Geschwindigkeitsvorgaben und Haltepunkte direkt auf ein Display im Führerstand. Dies ermöglicht das Fahren im sogenannten "elektronischen Sichtabstand" und ist die Grundlage, um Züge in deutlich kürzeren Abständen sicher zu steuern und so die Kapazität auf der Schiene zu erhöhen.

Ein wegweisendes Projekt mit Signalwirkung für Deutschland

Die umfangreiche Investition der SBB ist mehr als nur ein Infrastrukturprojekt; sie ist ein klares Bekenntnis zur digitalen Transformation des Bahnsystems. Die Schweiz geht hier voran. Die Erfahrungen der SBB bei der Vergabe, der Erprobung in einem hochfrequentierten Netz und der schrittweisen Migration von Alt- zu Neusystemen werden auch für die Nachbarstaaten von hohem Interesse sein. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, dass der Weg zu einem leistungsfähigeren und zuverlässigeren Schienennetz unweigerlich über die konsequente Bahndigitalisierung führt.

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